adesso Blog

Nachhaltigkeit in der betrieblichen Altersversorgung (bAV) umfasst weit mehr als ökologische Verantwortung - sie steht für gute Unternehmensführung, soziale Verantwortung und Mitarbeiterförderung. Doch was bedeutet Nachhaltigkeit in der bAV konkret, insbesondere für Versicherer und Versorgungsträger? Und wie kann die IT dazu beitragen, deren Nachhaltigkeitsziele zu erreichen? Antworten auf diese Fragen und mehr in meinem Blog-Beitrag.

Die Bedeutung der Nachhaltigkeit in der bAV

Aufgrund des demografischen Wandels und eines steigenden Nachhaltigkeitsbewusstseins sind Unternehmen zunehmend bestrebt, ihre bAV nachhaltig zu gestalten. Nachhaltigkeit umfasst dabei nicht nur ökologische Verantwortung, sondern auch gute Unternehmensführung, soziale Verantwortung und Mitarbeiterentwicklung. Sie schließt damit die soziale und ethische Dimension der Unternehmensführung ein. Diese umfassende Sichtweise wird häufig unter der Abkürzung ESG (Environmental, Social, Governance) zusammengefasst und dient als Grundlage für Nachhaltigkeitsstrategien.

Die Vereinten Nationen haben 17 Nachhaltigkeitsziele definiert, die am 1. Januar 2016 in Kraft getreten sind. Darüber hinaus haben sich mit dem Pariser Klimaabkommen vom 12. Dezember 2015 insgesamt 195 Staaten verpflichtet, diese Ziele zu verfolgen. Ein zentrales Ziel ist es, Europa bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent zu machen. Alle politischen Entscheidungen müssen darauf ausgerichtet sein, dieses Ziel zu erreichen. Nachhaltigkeit ist also kein vorübergehender Trend, sondern eine langfristige Verpflichtung, die auch in der betrieblichen Altersvorsorge zunehmend an Bedeutung gewinnt.

Nachhaltige Kapitalanlagen in der bAV

Klimawandel, soziale Ungleichheit und ethische Fragen beeinflussen zunehmend die Investitionsentscheidungen von Unternehmen und Investoren weltweit. Studien zeigen, dass Anleger bereit sind, auf Rendite zu verzichten, wenn ihre Investitionen einen positiven Beitrag für Umwelt und Gesellschaft leisten. Diese Trends spiegeln sich auch in der bAV wider. So investieren Versicherer zunehmend in nachhaltige Projekte wie Windkraftanlagen oder Solarparks und richten ihre Kapitalanlage an Nachhaltigkeitskriterien aus. Insbesondere Aktienfonds bieten die Möglichkeit, Altersvorsorgebeiträge nach ökologischen und ethischen Gesichtspunkten anzulegen. Investitionen können durch Negativkriterien ausgeschlossen werden, zum Beispiel in Unternehmen, die mit Kohle, Rüstung, Öl oder Atomkraft zu tun haben. Auch festverzinsliche Wertpapiere wie Staatsanleihen können nachhaltig ausgewählt werden. Allerdings können langfristige Anleihen im Deckungsstock aufgrund ihrer Laufzeit nicht einfach verkauft werden, zudem bietet der Markt nicht genügend grüne Anleihen an.

Nachhaltigkeit im Vertrieb

Der Vertrieb spielt bei der Umsetzung nachhaltiger bAV-Strategien eine entscheidende Rolle. Ab dem 2. August 2022 sind Beraterinnen und Berater verpflichtet, bei der Anlageberatung die Nachhaltigkeitspräferenzen ihrer Kundinnen und Kunden zu erfragen. Grundsätzlich dürfen sie nur Produkte empfehlen, die den Nachhaltigkeitspräferenzen der Kundschaft entsprechen. Die Nachhaltigkeitspräferenzen ergänzen die Anlageziele „Anlagezweck“, „Anlagedauer“ und „Risikobereitschaft“, zu denen die Kundinnen und Kunden bereits bisher befragt werden mussten.

Diese Regelung gilt zwar verpflichtend nur für Versicherungsanlageprodukte. Eine Anwendung im Rahmen der bAV ist allerdings nicht explizit ausgeschlossen, zumal gemäß Versicherungsvertragsgesetz (VVG) auch für die bAV die Verpflichtung besteht, die Versicherungsnehmerinnen und -nehmer nach deren Wünschen und Bedürfnissen zu befragen und zu beraten. Einige Versicherungsmaklerinnen und -maklerhaben das Marktpotenzial erkannt und legen selbst großen Wert auf Nachhaltigkeit. Sie haben sich darauf spezialisiert, ausschließlich nachhaltige Produkte zu vermitteln, obwohl die Nachfrage das derzeitige Marktangebot übersteigt.

Nachhaltige IT und digitale Verwaltung

Eine nachhaltige IT-Infrastruktur zielt darauf ab, den Energieverbrauch zu minimieren und Ressourcen effizient zu nutzen. Ein wichtiger Aspekt ist dabei die Optimierung der Hardwareauslastung: Lastspitzen können durch sinnvolle Skalierung abgefangen und unnötiger Energieverbrauch vermieden werden. Großrechner, Server, Monitore und digitale Arbeitsmittel der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können energiesparend und umweltschonend beschafft und betrieben werden. Die Energieeffizienz der Rechenzentren deutscher Versicherer liegt im bundesdeutschen Durchschnitt, was zeigt, dass hier noch Verbesserungspotenzial besteht. Darüber hinaus spielt die Langlebigkeit der eingesetzten Hardware eine wichtige Rolle, da langlebige Geräte seltener ersetzt werden müssen und somit Ressourcen geschont werden.

Digitale Verwaltungsprozesse tragen wesentlich zur Erreichung von Nachhaltigkeitszielen bei. Schon vermeintlich kleine Maßnahmen wie der Ersatz von Weihnachtskarten in Papierform durch elektronische Alternativen und ein einfacher Hinweis in E-Mails, dass der Empfänger die Nachricht aus Nachhaltigkeitsgründen nicht ausdrucken soll, können einen Unterschied machen. Auch Werbematerial kann in digitaler Form statt in Papierform zur Verfügung gestellt werden. Die Einführung digitaler Akten anstelle von Papierakten und die Optimierung von Prozessen, um z.B. auf den mehrfachen Versand von Briefen zu verzichten, sind weitere Schritte in Richtung Nachhaltigkeit.

Der Einsatz von Portallösungen und die Nutzung der BiPRO-Standards unterstützen diese Entwicklung insbesondere im Bereich der betrieblichen Altersversorgung (bAV). Die automatisierte Dunkelverarbeitung, bei der Prozesse wie die Verwaltung von bAV-Verträgen und Leistungsabrechnungen ohne menschliches Zutun ablaufen, spart zusätzlich Ressourcen und steigert die Effizienz der bAV-Verwaltung. So können beispielsweise Ein- und Austritte von Mitarbeitenden, Beitragsänderungen oder Rentenabrechnungen schneller und fehlerfreier durchgeführt werden. Insgesamt führt die elektronische Übermittlung und Verwaltung von Dokumenten zu Zeit- und Ressourceneinsparungen, erhöht die Kundenzufriedenheit und stärkt die Kundenbindung. Dies wiederum kann das Cross-Selling-Potenzial erhöhen.

Mit diesen Maßnahmen leisten Unternehmen nicht nur einen Beitrag zum Umweltschutz, sondern optimieren auch ihre internen Prozesse und stärken ihre Marktposition. Eine nachhaltige IT-Infrastruktur und effiziente digitale Verwaltungsprozesse sind also nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern führen auch zu einem klaren Wettbewerbsvorteil.

Fazit

Nachhaltigkeit ist keine vorübergehende Modeerscheinung, sondern eine langfristige Verpflichtung, die auch in der betrieblichen Altersversorgung zunehmend an Bedeutung gewinnt. Versicherungsunternehmen und Versorgungsträger bemühen sich verstärkt, ihre Unternehmensführung und bAV-Produkte nachhaltig zu gestalten. Nachhaltigkeitsziele sind inzwischen teilweise sogar Bestandteil der Bonussysteme für Vorstände. Auch im Vertrieb gewinnen Nachhaltigkeitspräferenzen der Kundinnen und Kunden an Bedeutung, was die Relevanz eines integrierten Ansatzes in der bAV-Beratung unterstreicht.

Eine zentrale Rolle spielt dabei eine Green-IT-Strategie, die beispielsweise auf eine nachhaltige IT-Infrastruktur und effiziente digitale Verwaltungsprozesse setzt. Diese Maßnahmen reduzieren den Ressourcenverbrauch, optimieren interne Prozesse und stärken die Marktposition der Unternehmen deutlich. Insgesamt leisten sie damit einen wertvollen Beitrag zum Umweltschutz und verschaffen den Unternehmen einen klaren Wettbewerbsvorteil.

Ihr möchtet gern mehr über spannende Themen aus der adesso-Welt erfahren? Dann werft auch einen Blick in unsere bisher erschienenen Blog-Beiträge.

Bild Sandra Weis

Autor Sandra Weis

Sandra Weis ist als Team Manager bAV Services bei adesso tätig. Sie hat jahrzehntelange Erfahrung im Versicherungsumfeld, berät Unternehmen bei Digitalisierungsvorhaben und setzt IT-Vorhaben im Bereich der Lebensversicherung insbesondere der betrieblichen Altersversorgung um.

Diese Seite speichern. Diese Seite entfernen.