18. März 2025 von Yelle Lieder
Twin Transition: Disruptieren oder Disruptiert werden?
Unternehmen stehen vor einem tiefgreifenden Wandel: Die zunehmende Digitalisierung verändert etablierte Märkte grundlegend, während regulatorische und gesellschaftliche Anforderungen zu mehr Nachhaltigkeit den Handlungsdruck zusätzlich erhöhen. Doch viele Unternehmen haben bisher nur erste Schritte unternommen, indem sie bestehende Prozesse digitalisiert haben, ohne jedoch ihre Geschäftsmodelle oder Wertschöpfungsketten grundlegend zu überdenken. Damit bleibt das disruptive Potenzial der digitalen Transformation ungenutzt. Gleichzeitig lassen sich Nachhaltigkeitsinitiativen oft nicht effizient in die Unternehmensstrategie integrieren. Die zentrale Frage lautet daher: Lassen wir uns von neuen, digitalen und nachhaltigen Geschäftsmodellen verdrängen, oder nutzen wir diesen Wandel als Chance, um selbst Innovationstreiber zu werden?
Die doppelte Transformation als strategische Herausforderung
Unternehmen stehen heute vor zwei grundlegenden Veränderungen: der digitalen Transformation und der nachhaltigen Transformation. Beide Entwicklungen sind nicht optional, sondern zwingend erforderlich, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Doch in vielen Organisationen werden diese beiden Herausforderungen getrennt voneinander betrachtet – mit fatalen Folgen.
Digitalisierung allein reicht nicht aus, wenn sie nur bestehende Prozesse optimiert, anstatt Geschäftsmodelle grundlegend zu verändern. Viele Unternehmen setzen auf digitale Tools, ersetzen manuelle Abläufe durch Software und automatisieren bestehende Prozesse – doch echte Transformation bleibt aus. Gleichzeitig sind Nachhaltigkeitsinitiativen oft isolierte Maßnahmen, die keinen direkten Einfluss auf das Geschäftsmodell oder die Wertschöpfungskette haben.
Die Realität zeigt jedoch: Digitalisierung kann Nachhaltigkeit ermöglichen – und umgekehrt. Unternehmen, die beide Themen strategisch verknüpfen, schaffen neue, zukunftsfähige Geschäftsmodelle, die sowohl wirtschaftlichen Erfolg als auch ökologische Verantwortung integrieren. Diese Twin Transition ist kein zusätzliches Projekt, sondern eine grundlegende Neuausrichtung der Unternehmensstrategie. Sie erfordert nicht nur technologische Innovation, sondern auch ein neues Verständnis von Wertschöpfung, Organisation und Produktentwicklung.
Vielen Unternehmen fehlen aber die notwendigen internen Ressourcen, das Fachwissen und die Erfahrung, um diesen Wandel effizient umzusetzen. Ohne eine klare Strategie drohen Digitalisierung und Nachhaltigkeit entweder zu Insellösungen zu verkommen oder Organisationen zu überfordern. Die Frage ist also nicht, ob wir diese Transformation angehen müssen, sondern wie wir sie erfolgreich gestalten können, bevor der Wettbewerb uns dazu zwingt.
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Nachhaltige digitale Produktentwicklung als Treiber des Wandels
Eine ganzheitliche Twin Transition erfordert die Entwicklung neuer, digitaler Produkte und Services, die Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit vereinen. Unternehmen müssen über die reine Digitalisierung hinausdenken und ihre Geschäftsmodelle konsequent an veränderte Marktbedingungen anpassen. Ein nachhaltiger digitaler Wandel basiert auf mehreren zentralen Säulen:
- Circular Economy by Design: Digitale Plattformen ermöglichen langlebigere Produkte und geschlossene Kreislaufsysteme. Durch die Integration von Rücknahme-, Wiederverwendungs- und Recyclingmechanismen können Unternehmen die Wertschöpfungskette effizienter gestalten und gleichzeitig Abfall reduzieren.
- Datengetriebene Effizienzsteigerung: Künstliche Intelligenz (KI) und das Internet der Dinge (IoT) helfen Unternehmen, den Ressourcenverbrauch durch Echtzeitanalysen zu optimieren, vorausschauende Wartung zu betreiben und Emissionen zu minimieren.
- Digitale Services als nachhaltige Alternativen: Abonnementmodelle, digitale Zwillinge und virtuelle Produkte ermöglichen Unternehmen, ressourcenschonendere Geschäftsmodelle zu etablieren, die auf wiederkehrenden Einnahmen basieren anstatt auf einmaligem Verkauf von physischen Produkten.
- Nachhaltige Softwareentwicklung: Der ökologische Fußabdruck digitaler Technologien wird oft unterschätzt. Ressourcenschonender Code, energieeffiziente IT-Infrastrukturen und nachhaltige Cloud-Strategien spielen eine entscheidende Rolle in einer verantwortungsvollen Digitalisierung.
Branchen im Wandel: Chancen der Twin Transition
Der Wandel von traditionellen zu nachhaltigen digitalen Geschäftsmodellen ist kein theoretisches Konzept, sondern bereits in vielen Branchen Realität. Unternehmen, die frühzeitig auf eine strategische Twin Transition gesetzt haben, profitieren bereits von Wettbewerbsvorteilen. Drei zentrale Branchen, in denen sich dieser Wandel bereits heute vollzieht, sind:
Banking:
Banken stehen unter wachsendem Druck, nachhaltige Finanzprodukte anzubieten und gleichzeitig digitale Prozesse effizienter zu gestalten. Digitale Plattformen ermöglichen es, Investitionen gezielt in nachhaltige Projekte zu lenken, während moderne Technologien wie Blockchain für Transparenz und Nachvollziehbarkeit sorgen. Gleichzeitig kann eine ressourcenschonende IT-Architektur den hohen Energieverbrauch traditioneller Bankensysteme signifikant reduzieren.
Insurance:
Versicherer sind gefordert, Risiken durch den Klimawandel in ihre Modelle zu integrieren und gleichzeitig digitale Services bereitzustellen, die auf veränderte Kundenbedürfnisse eingehen. KI-gestützte Schadensprävention und nachhaltige Versicherungsprodukte helfen dabei, das Geschäft langfristig resilienter und ressourcenschonender zu gestalten.
Manufacturing Industry:
Die produzierende Industrie muss sich den Herausforderungen steigender Rohstoffknappheit und Emissionsreduzierung stellen. Digitale Zwillinge, vernetzte Produktionseinheiten und KI-gestützte Wartung helfen, Materialverbrauch und Energieeinsatz zu optimieren und gleichzeitig die Produktionsprozesse effizienter zu gestalten.
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Herausforderungen: Zielkonflikte zwischen Digitalisierung und Nachhaltigkeit
Die digitale Transformation kann Nachhaltigkeit vorantreiben – birgt aber auch Herausforderungen. Cloud-Infrastrukturen, Rechenzentren und datengetriebene Anwendungen haben selbst einen ökologischen Fußabdruck. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, digitale Lösungen so zu gestalten, dass sie sowohl wirtschaftliche als auch ökologische Vorteile bieten. Die Balance zwischen technologischem Fortschritt und nachhaltigem Wirtschaften erfordert eine strategische Herangehensweise und eine konsequente Integration beider Aspekte in die Unternehmensstrategie.
Fazit: Unternehmen brauchen eine klare Strategie für die Twin Transition
Unternehmen stehen vor einer komplexen, aber entscheidenden Herausforderung. Wer die Twin Transition ernst nimmt, hat die Chance, nicht nur nachhaltiger, sondern auch wettbewerbsfähiger zu werden. Viele Unternehmen sind jedoch unerfahren in der Transformation ihrer Geschäftsmodelle. Oft fehlt es an internen Kapazitäten, um eine strategische Neuausrichtung gleichzeitig effizient und nachhaltig umzusetzen. Ohne erprobte Methoden und fundierte Erfahrungen bleibt die Gefahr groß, bestehende Geschäftsmodelle nur oberflächlich zu modernisieren oder in isolierten Projekten stecken zu bleiben.
Hier ergeben sich zwei zentrale Hebel:
- a) Organisatorische Transformation: Unternehmen brauchen neue Rollen, Strukturen und Technologien, um Digitalisierung und Nachhaltigkeit erfolgreich zu integrieren. Ohne einen klaren strategischen Rahmen bleibt die Transformation fragmentiert und ineffektiv.
- b) Entwicklung nachhaltiger digitaler Produkte: Die Herausforderung liegt nicht nur in exzellenter Software-Entwicklung, sondern vor allem in einem zukunftsweisenden Product Management. Ohne eine fundierte Discovery-Phase, die Kundenbedürfnisse, Marktrisiken und Transformationserfordernisse berücksichtigt, droht Digitalisierung ohne echten Mehrwert. Digitale Produkte müssen nicht nur ressourcenschonend entwickelt werden, sondern auch Nutzerinnen und Nutzer aktiv dabei unterstützen, ihre eigenen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.
Die Frage ist nicht mehr, ob Unternehmen sich transformieren müssen, sondern wie schnell und wie konsequent sie es tun. Entscheiden wir uns, selbst zu disruptieren – oder warten wir, bis uns der Markt dazu zwingt?