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Kein Unternehmen wird in den kommenden Jahren an den Herausforderungen vorbeikommen, die mit Nachhaltigkeitsaspekten im Zusammenhang stehen. Wer nicht akut von Regulatorik betroffen ist, sieht sich mit Herausforderungen wie Fachkräftemangel, Vergabekriterien oder dem erschwerten Zugang zu Kapital konfrontiert. Nachhaltigkeit wird in immer mehr Bereichen der Geschäftswelt zur Selbstverständlichkeit und für jene, die sie nicht erfüllen, zum Risikofaktor. In diesem Blog-Beitrag zeigen wir, warum ein Verständnis von Nachhaltigkeit der erste Schritt zur Erreichung von Nachhaltigkeitszielen ist, um Nachhaltigkeit langfristig als Werttreiber in Organisationen zu verstehen.

Wie Unternehmen profitieren können

Sind wir ehrlich: Entscheidungsträgerinnen und -träger, die für Nachhaltigkeitsthemen sensibilisiert sind, wissen um die Chancen und Risiken, die sich dahinter verbergen. Alle anderen werden immer Argumente finden, warum gerade sie nicht davon betroffen sind. Fakt ist jedoch: Kein langfristig florierendes Unternehmen kommt ohne Auftraggeber, Kundschaft, Kapital oder Personal aus. Wer sich frühzeitig positioniert, um nicht nur der Veränderung und Regulatorik hinterherzulaufen ist gut beraten, denn genau diese Faktoren werden zukünftig verstärkt die Nachhaltigkeitsziele in Unternehmen beeinflussen.

Kapitalbeschaffung

Institutionelle Investorinnen und Investoren sowie Privatanlegerinnen und Privatanleger fragen zunehmend nach nachhaltigen Anlageklassen.Viele Unternehmen des Finanzsektors sind sogar angehalten, Teile ihres Kapitals in nachhaltige Assets zu allokieren. Wer sich nicht nachhaltig positioniert, weil er nicht plant, neues Kapital aufzunehmen, wird sich vor Bestandsinvestierenden in Zukunft rechtfertigen müssen, warum Nachhaltigkeit als Risikofaktor nicht angemessen gemanagt wird. Jene öffentlich gehandelten Unternehmen, die in ESG-Standards aufgenommen werden, erfahren Kursanstiege, weil Fonds Anteile nachkaufen müssen. Der Zugang zu Kapital, der zunehmend durch Nachhaltigkeitsaspekte beeinflusst wird, hängt direkt mit der Verfügbarkeit von Nachhaltigkeitsinformationen zusammen. Denn nur Unternehmen, die entsprechende Daten transparent machen, können auf ihre Nachhaltigkeit hin bewertet werden. Mehr zu Sustainable Finance findet ihr in diesem Blog-Beitrag.

Kapitalmarkt-Anlegerinnen und Anleger beziehen die Umweltaspekte in ihre Anlageentscheidungen ein: 71 % stimmen zu, dass es verstärkte Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels geben muss.
Vergabekriterien

Große und öffentliche Auftraggeber sowie Geschäftspartner definieren in der Regel klare Vergabekriterien für die Zusammenarbeit. Die Vergaben reichen von einfachen Einkaufsentscheidungen über Kredite bis hin zu mehrjährigen Rahmenverträgen. Teil dieser Vergabekriterien sind immer häufiger auch Nachhaltigkeitsaspekte. Insbesondere im Zuge steigender regulatorischer Anforderungen wird in Ausschreibungen verstärkt auf mehr als nur die Einhaltung von Mindestanforderungen geachtet. Für solche Ausschreibungen genügt häufig nicht die Bereitstellung eines Nachhaltigkeitsberichts, es werden auch zusätzliche Zertifizierungen und die Offenlegung dazugehöriger Nachhaltigkeitsdaten vorausgesetzt, um Lieferanten als nachhaltig einzuordnen.

75 % der großen Unternehmen berücksichtigen Nachhaltigkeit in ihren Vergabekriterien
Bedürfnisse der Kundschaft

So wie sich die Bedürfnisse auf institutioneller Seite ändern, tun es auch die auf Seite der Konsumentinnen und Konsumenten. Nie gab es so viele Menschen in Deutschland, die sich vegetarisch ernähren, selten war der öffentliche Diskurs so angefacht wie nach „Fridays for Future“ und den Aktionen der „letzten Generation“. Kundinnen und Kunden bevorzugen nachhaltige Produkte und Dienstleistungen und fordern entsprechendes Engagement ihrer präferierten Marken ein. Wer es schafft, die Nachhaltigkeit seines Unternehmens authentisch in seine Markenkommunikation einzubinden, schafft dadurch einen zusätzlichen Mehrwert für Kundinnen und Kunden und ermöglicht ihnen nachhaltigere Konsumentscheidungen.

66 % der Verbraucherinnen und Verbraucher wären bereit, mehr für nachhaltige Produkte und Dienstleistungen auszugeben
Fachkräftemangel

Kundinnen und Kunden sind auch Arbeitnehmende. Wer in Zukunft attraktiv für Fachkräfte bleiben möchte, muss sich auch als nachhaltiges Unternehmen positionieren. Dadurch lassen sich nicht nur Aufwände im Recruiting reduzieren, auch die Mitarbeitendenzufriedenheit und -loyalität kann dadurch positiv beeinflusst werden. Vorhandene Fachkräfte sind zudem der Schlüssel zu tatsächlicher interner Nachhaltigkeit. Durch die Schaffung eines Bewusstseins in der Belegschaft, etwa durch Schulungen und Kampagnen, können Arbeitgeber sich ganzheitlich nachhaltig aufstellen.

Um 50 % höher ist die Mitarbeitendenzufriedenheit in Unternehmen, die in Nachhaltigkeit investieren.
Regulatorik

Gesetzliche Anforderungen wirken besonders dort, wo eigenverantwortliches Handeln in der Vergangenheit keine Wirkung gezeigt hat. In den nächsten vier Jahren sind rund 15.000 Unternehmen von der erweiterten Pflicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung betroffen. Die Anforderungen werden sukzessive erhöht und von reiner Berichtspflicht auf die Definition und Einhaltung von Nachhaltigkeitszielen ausgeweitet. Für diese Berichte braucht es konkrete Daten, da die Berichte in gleicher Weise belastbar sein müssen wie Finanzberichte.

63 % der CEOs geben an, dass die Schwierigkeit, ESG-Daten über die gesamte Wertschöpfungskette zu messen, ein Hindernis für die Nachhaltigkeit in ihrer Branche darstellt

Worauf Unternehmen achten müssen

Vor dem Hintergrund der Komplexität, welche die globalen Nachhaltigkeitsziele mit sich bringen, wirkt der Fall erst mal recht aussichtslos. Den Stromverbrauch eines Unternehmens zu quantifizieren ist noch eine beherrschbare Herausforderung. Wenn es aber um komplexere Zusammenhänge wie Wasser, Abfall und soziale Fragen wie Gleichberechtigung und Barrierefreiheit geht, stoßen wir mit Excel-Tabellen schnell an unsere Grenzen. Es braucht skalierbare und einfach zu bedienende Lösungen.

Erklären und Bewusstsein schaffen

In Zukunft werden für jede Position im Unternehmen auch Fragen der Nachhaltigkeit eine Rolle spielen. Von Entscheidungen im Einkauf über die Leistungserstellung bis hin zu Kundenberatung und Vertrieb – überall müssen neue Kompetenzen geschaffen werden. Nicht nur konkrete Skills und Faktenwissen sind dabei gefragt, auch die Bewusstseinsbildung muss in vielen Unternehmen ganz vorne begonnen werden. Durch Schulungsformate auf digitalen Lernplattformen können Mitarbeitenden so schnell und kostenbewusst die wichtigsten Themen vermittelt werden. Auch Kundinnen und Kunden gegenüber muss Nachhaltigkeit im eigenen Unternehmen häufig zunächst erklärt werden, um ein Bewusstsein dafür zu schaffen, was Nachhaltigkeit vor dem Hintergrund der angebotenen Produkte oder Dienstleistungen bedeutet.

Messen, zählen, wiegen

Nachhaltigkeitsziele können nur gesteuert und überprüft werden, wenn die relevanten Daten vorliegen. Belastbare Aussagen zu Nachhaltigkeitsfragen können zudem nur getroffen werden, wenn frühzeitig damit begonnen wird, relevante Daten zu erfassen. Besonders im Kontext der Ökobilanzierung, aber auch beim Reporting führt hier kein Weg an spezifischen digitalen Lösungen vorbei. Häufig stellen sich Fragen nach dem Wirkungsgrad unterschiedlicher Maßnahmen. Nur durch die Erfassung und Bewertung konkreter Zahlen in allen Unternehmensbereichen lässt sich objektiv sagen, ob Budgets für Nachhaltigkeit wirklich optimal eingesetzt sind. Ein paar Einblicke in die Ökobilanzierung mithilfe von Software erhaltet ihr in diesem Blog-Beitrag.

Dokumentation

In Gesprächen über Nachhaltigkeit wird die öffentliche Positionierung häufig als einer der Treiber für Unternehmen erachtet, sich nachhaltiger aufzustellen. Sofern es sich dabei um die Reproduktion von Fakten handelt, ist dagegen vermutlich auch nichts einzuwenden. Natürlich wäre Nachhaltigkeit in einer idealen Welt kein Differenzierungsmerkmal, sondern einfach der Standard. Solange allerdings weiterhin Nichtigkeiten und die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben von einzelnen Unternehmen als Nachhaltigkeitsinitiativen kommuniziert werden, ist die transparente Dokumentation von Nachhaltigkeitsaspekten der beste Schutz gegen Greenwashing. Oft genug haben wir in der Vergangenheit Unternehmen gesehen, die sich für die Wahl des geringeren Übels haben feiern lassen, die keine Belege für den Wirkungsgrad ihrer kommunizierten Verbesserungen offenlegen konnten oder deren beworbene Aktionen vor dem Hintergrund gesetzlicher Anforderungen schlichtweg selbstverständlich waren. Um Reputationsschäden abzuwenden und langfristig für Auftraggebende, Kundinnen und Kunden, Kapitalgebende und Personal attraktiv zu bleiben, müssen Unternehmen deshalb akribisch dokumentieren, bevor sie kommunizieren. Auch hier führt aufgrund der Vielfalt der Adressatinnen und Adressaten sowie der Datenpunkte kein Weg an digitalen Lösungen vorbei. Da davon auszugehen ist, dass in Zukunft externe Wirtschaftsprüfende, wie auch beim Finanzbericht, den Nachhaltigkeitsbericht abnehmen werden, ist zudem ein hoher Grad an Standardisierung und Automatisierung des Berichts notwendig, um den Aufwand und damit die Kosten für die Prüfung gering zu halten.

Nachhaltigkeit verstehen

Um also Nachhaltigkeit zum Werttreiber im Unternehmen zu machen, müssen wir sie zunächst verstehen und objektivieren. Wir müssen ein Bewusstsein sowie Wissen aufbauen und vermitteln. Wir müssen relevante Daten erheben, aufbereiten und analysieren. Und wir müssen dokumentieren, bevor wir kommunizieren. Mit dieser Grundlage werden Unternehmen in die Lage versetzt, sich als nachhaltiges Unternehmen zu positionieren und damit nicht nur Auftraggeberinnen und Auftraggeber sowie Kundschaft für sich zu begeistern, sondern auch einen erleichterten Zugang zu Kapital und Fachkräften zu erhalten.

Weitere spannende Themen aus der adesso-Welt findet ihr in unseren bisher erschienenen Blog-Beiträgen.

Bild Yelle Lieder

Autor Yelle Lieder

Yelle Lieder ist Green IT Lead bei adesso. Als Teil des CIO Advisory Competence Centers konzentriert er sich auf Strategien zur Messung und Reduzierung der Umweltauswirkungen von IT-Systemen sowie auf den Einsatz von Technologie zur Erreichung von Nachhaltigkeitszielen.

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