13. März 2025 von Jannik Luhm
KI-generierte Bildmaterialien mit Midjourney: Was Marketer wissen müssen
Künstliche Intelligenz hat sich längst von einer Zukunftsvision zu einem festen Bestandteil unseres digitalen Alltags entwickelt. Schätzungen zufolge wird bis 2025 die Hälfte der Menschen täglich mit generativen KI-Anwendungen interagieren – sei es durch personalisierte Empfehlungen, automatisierte Kundenbetreuung oder kreative Prozesse. Auch im Marketing spielt KI eine immer größere Rolle: Laut einer aktuellen Statista-Studie setzen bereits 58 Prozent der Marketer generative KI für die Entwicklung kreativer Konzepte ein, während 55 Prozent sie zur Erstellung von Inhalten nutzen.
Der rechtliche Rahmen in Deutschland
In Deutschland gibt es derzeit keine spezifischen Gesetze, die sich auf die direkte Nutzung von KI-generierten Bildern beziehen. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass KI allein keine eigenständigen urheberrechtlich geschützten Werke schaffen kann, da geistiges Eigentum in der Regel nur Menschen zugeschrieben wird.
Die Europäische Union hat am 1. August 2024 eine Verordnung über Künstliche Intelligenz in Kraft treten lassen, die unter anderem eine Kennzeichnungspflicht für KI-generierte Inhalte vorsieht. Diese Regelung schreibt vor, dass generierte Inhalte, einschließlich Bilder und Videos, eindeutig als solche gekennzeichnet werden müssen, insbesondere wenn sie mittels generativer KI erstellt wurden. Ziel dieser Maßnahme ist es, Transparenz zu gewährleisten und Irreführung oder Täuschung zu vermeiden. Weitere Bestimmungen dieser Verordnung treten ab dem 2. August 2026 in Kraft.
Herausforderungen und Verantwortlichkeiten
Welche Probleme können sich für uns ergeben? Vermarkter, die KI-Plattformen nutzen, sollten sich der möglichen Urheberrechte an KI-generierten Inhalten bewusst sein und sicherstellen, dass sie diese Rechte respektieren. Es liegt in ihrer Verantwortung, die Inhalte angemessen zu nutzen. Ein zentrales Anliegen ist die Exklusivität von KI-generierten Bildern, um Verwechslungen und unerwünschte Nutzung durch Wettbewerber zu vermeiden. Darüber hinaus ist es wichtig, die Rechte Dritter wie Persönlichkeits- und Markenrechte zu respektieren und zu schützen.
KI-generierte Bilder mit Midjourney – Chancen & Risiken für Marketer
KI-gestützte Bildgenerierung eröffnet neue kreative Möglichkeiten, bringt aber auch Herausforderungen mit sich. Wie lassen sich Qualität, Urheberrechte und Markenidentität sicherstellen? adesso unterstützt euch mit Expertise in KI, Marketing und Compliance, damit ihr Midjourney optimal nutzen. Lasst uns gemeinsam eure KI-Strategie gestalten.
Urheberrechtliche Grundlagen
Um diese Herausforderungen und Verantwortlichkeiten besser zu verstehen, ist es wichtig, die Grundlagen des Urheberrechts zu kennen. Das Urheberrecht schützt geistige Erzeugnisse wie Literatur, Kunst, Musik, Filme und Software vor unbefugter Vervielfältigung, Verbreitung und Nutzung durch Dritte. Urheberinnen und Urheber haben das Recht, über die Nutzung ihrer Werke selbst zu bestimmen, was auch das Recht auf Anerkennung der Urheberschaft und auf wirtschaftliche Verwertung einschließt. Der Urheberschutz ist jedoch zeitlich begrenzt. Nach Ablauf gehen die Werke in die Gemeinfreiheit über und können frei genutzt werden - in Deutschland geschieht dies 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers. Es gibt jedoch bestimmte Ausnahmen und Einschränkungen im Urheberrecht, wie das Zitatrecht oder die erlaubte private Nutzung, die es erlauben, urheberrechtlich geschützte Werke unter bestimmten Bedingungen auch ohne Zustimmung des Urhebers zu nutzen. Das Urheberrecht schützt auch KI-generierte Inhalte vor unbefugter Nutzung, wobei Urheber das Recht haben, die Nutzung ihrer Werke zu bestimmen und wirtschaftlich zu verwerten.
KI und Leistungsschutzrecht
Wir konzentrieren uns nun auf spezifische Aspekte: Kann der Output einer KI in Abhängigkeit von der Art und Qualität des erzeugten Outputs durch ein Leistungsschutzrecht geschützt werden? Die Frage, ob ein bestimmter Output urheberrechtlich schutzfähig ist, kann nicht pauschal beantwortet werden. Letztlich obliegt es den Gerichten zu entscheiden, unter welchen Voraussetzungen ein bestimmter Prompt schutzfähig ist. Beispielsweise kann die Verwendung bekannter Charaktere in KI-generierten Inhalten durch Prompts zu Urheberrechtsverletzungen führen, insbesondere wenn charakteristische Merkmale der Charaktere übernommen werden. Für Nutzerinnen und Nutzer ist es oft schwer zu erkennen, ob KI-generierte Inhalte urheberrechtlich geschützte Elemente enthalten. Bei Bildern können Wasserzeichen oder Signaturen Hinweise geben, die aber nicht immer zuverlässig sind. Bei Texten können Plagiatssoftware und spezielle Programme helfen, die Echtheit zu überprüfen. Bei der Verwendung von KI-generierten Bildern ist es wichtig, auf die Einzigartigkeit der Bilder zu achten. Verwechslungen und ungewollte Nutzung durch Konkurrenten sollten vermieden werden.
In den USA hat ein Gericht entschieden, dass Kunstwerke, die von einer KI vollständig ohne menschliches Zutun geschaffen wurden, nach amerikanischem Recht nicht urheberrechtlich geschützt sind. Nach einem anderen Urteil aus den USA muss das Werk manuell verändert und bearbeitet werden, damit das Urheberrecht für das Bild geltend gemacht werden kann. Die Verwendung solcher Bilder kann auch zu Problemen bei der Klärung der Rechte Dritter führen, da KI-Bilder häufig auf realen Vorlagen basieren und Ähnlichkeiten mit realen Personen aufweisen können. Ohne genaue Kenntnis dieser Ähnlichkeiten kann die rechtliche Klärung problematisch sein, insbesondere im Hinblick auf Persönlichkeitsrechte. Ein prominentes Beispiel für die Verletzung von Persönlichkeitsrechten durch KI-generierte Bilder ist der Fall Nike, bei dem gefälschte KI-generierte Bilder von prominenten Sportlern verwendet wurden, die angeblich Nike-Produkte trugen. Diese Bilder waren nicht Teil der offiziellen Kampagne von Nike, wurden aber im Internet weit verbreitet. Ein prominentes Beispiel für die Verletzung von Persönlichkeitsrechten durch KI-generiertes Bildmaterial betrifft Barack Obama, von dem gefälschte KI-generierte Videos erstellt wurden, die ihn bei Aussagen zeigen, die er nie gemacht hat. Diese Videos waren nicht authentisch, wurden aber im Internet weit verbreitet und führten zu erheblicher Verwirrung.
Midjourney spezifisch
Hier ein kleiner Einblick in die konkrete KI-Lösung Midjourney. Midjourney gibt es in einer kostenlosen und einer kostenpflichtigen Version. In der kostenlosen Version werden Bilder unter der Lizenz CC BY-NC 4.0 angeboten, die nur für nicht-kommerzielle Zwecke und unter Angabe der Quelle verwendet werden dürfen. Midjourney gibt an, dass alle kostenpflichtigen Abonnements bis zu einem Jahresbruttoumsatz von 1.000.000 $ ohne Quellenangabe kommerziell genutzt werden dürfen. Übersteigt der Umsatz diese Grenze, sind die Pro- oder Mega-Pakete erforderlich. Für die Nutzung von Bildern in großem Umfang, beispielsweise in der Werbung, im Merchandising oder als Teil von verkaufbaren Produkten, benötigen Unternehmen unter Umständen zusätzliche Sonderlizenzen, wenn die Standardlizenz nicht ausreicht. Midjourney selbst behält sich folgende Rechte vor: Wenn ihr Midjourney nutzt, erlaubt ihr dem Unternehmen und allen, die später die Rechte an Midjourney übernehmen, eure Texte und Bilder, die ihr eingegeben habt, sowie alles, was ihr mit dem Dienst erstellt, kostenlos zu nutzen. Ihr dürft diese Inhalte verbreiten, zeigen, aufführen und sogar Unterlizenzen dafür vergeben. Diese Erlaubnis bleibt auch bestehen, wenn Midjourney aus irgendeinem Grund nicht genutzt wird. Als Premium-Benutzer von Midjourney kannst du die Sichtbarkeit deiner Bilder kontrollieren. Standardmäßig sind die Bilder öffentlich und können somit auch in anderen Prompts für andere Nutzer erscheinen. Wenn ihr als Nutzerin oder Nutzer eure Bilder nicht teilen wollt, müsst ihr dies in den Einstellungen festlegen, indem ihr euren Account auf privat setzt.
Es gibt verschiedene Strategien, um KI-generiertes Bildmaterial zu erstellen, das an bekannte Inhalte erinnert, ohne rechtliche Probleme zu verursachen. Eine Möglichkeit ist die Verwendung von Parodien und Satiren, da diese häufig urheberrechtlich geschützt sind, sofern sie die Originalwerke auf humorvolle oder kritische Weise verändern. Eine andere Methode ist die Verwendung stilistischer Anspielungen. Dabei werden Bilder erstellt, die den Stil oder das visuelle Thema eines Originals imitieren, ohne direkte Kopien oder spezifische urheberrechtlich geschützte Elemente zu verwenden. Eine dritte Strategie ist die Verwendung von generischen Charaktertypen. Hierbei werden generische Archetypen oder Charakterdesigns verwendet, die an bekannte Charaktere erinnern, ohne deren spezifische Eigenschaften, Kostüme oder Namen zu übernehmen. Schließlich können ähnliche Szenarien geschaffen werden, die an die Atmosphäre oder die Handlung eines Originals erinnern, aber so viele Details verändern, dass eine klare Unterscheidung möglich ist. Diese Ansätze können auf Serien, Filme, berühmte Persönlichkeiten und andere urheberrechtlich geschützte Inhalte angewandt werden, um eine Wiedererkennung zu ermöglichen, ohne rechtliche Risiken einzugehen.
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Fazit
KI-generierte Inhalte sind eine neue technologische Entwicklung, die unsere täglichen Aufgaben und kreativen Prozesse bereichert. Mit Plattformen wie Midjourney, Adobe Firefly und Dall-E, die täglich tausende von Bildern produzieren, wird künstliche Intelligenz immer mehr Teil unseres Alltags. Dies wirft aber auch wichtige Fragen nach der Nutzung und den rechtlichen Rahmenbedingungen dieser Bilder auf.
Da es in Deutschland derzeit keine spezifischen Gesetze gibt, die den Umgang mit KI-generierten Bildern regeln, ist es dennoch wichtig, dass sich Nutzer und Betreiber möglicher Urheberrechte bewusst sind und verantwortungsvoll mit den generierten Inhalten umgehen. Dazu gehört die Beachtung von Rechten Dritter, wie Persönlichkeitsrechte abgebildeter Personen und Marken sowie die Wahrung der Exklusivität der Bilder, um Verwechslungen und Missbrauch zu vermeiden.
Das Urheberrecht schützt geistige Schöpfungen, aber es besteht Rechtsunsicherheit in Bezug auf KI-generierte Werke, die ohne menschliches Zutun entstehen. Für das Marketing bedeutet dies, dass solche KI-generierten Inhalte möglicherweise nicht urheberrechtlich geschützt und daher anfälliger für Missbrauch und Rechtsstreitigkeiten sind. Marketer müssen besonders darauf achten, dass sie über die erforderlichen Rechte und Genehmigungen verfügen, bevor sie KI-generierte Bilder verwenden, um rechtliche Risiken zu minimieren und die Integrität ihrer Kampagnen zu gewährleisten.
Speziell für Midjourney bietet die Plattform verschiedene Lizenzmodelle an, die eine kommerzielle Nutzung bis zu bestimmten Umsatzgrenzen erlauben. Darüber hinausgehende kommerzielle Nutzungen, insbesondere in größerem Umfang, können zusätzliche Sonderlizenzen erfordern. Nutzerinnen und Nutzer von Midjourney sollten daher nicht nur die kreative Freiheit genießen, die ihnen KI bietet, sondern auch ihre Rechte und Pflichten im Auge behalten und die Datenschutzeinstellungen entsprechend anpassen.