Menschen von oben fotografiert, die an einem Tisch sitzen.

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Zuerst die Fakten

Das Internet frisst Energie. Jede Menge. Wenn das Internet ein Land wäre, würde es in der Rangliste der Stromverbraucher ungefähr den dritten Platz belegen, also direkt hinter China und den USA.

Der Verbraucherservice Bayern gibt an, dass geschätzt etwa 45 Milliarden Server in globalen Rechenzentren ständig im Einsatz sind. Diese verbrauchen neben Unmengen von Strom ebenso Wasser für die Kühlung.

Laut heise.de werden dadurch etwa so viele CO2-Emissionen ausgestoßen wie durch die globale Flugbranche. Bereits 2018 waren allein in Deutschland mehr als 50.000 Rechenzentren im Einsatz und verbrauchten etwa 14 Milliarden Kilowattstunden Strom.

Dieser Trend setzt sich auch in den kommenden Jahren fort. Der Markt ist weder gesättigt, noch mangelt es an neuen digitalen Angeboten. Neue Technologien und immer datenintensivere Lösungen kommen gefühlt täglich bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern an. Extrem hochauflösendes Streaming, das Internet of Things und viele weitere Dienste werden über immer höhere Bandbreiten von der Senderin beziehungsweise vom Sender zu den Empfängerinnen und Empfängern gepumpt, schätzungsweise 150.700 Gigabyte – pro Sekunde! Nicht zu vergessen sind der Energie- und Ressourcenverbrauch durch die Herstellung und den Transport der Geräte sowie der Bau von Netz- und Serverinfrastrukturen.

Was kann schon so schlimm daran sein, wenn ich einige E-Mails am Tag versende und empfange?

Auf die einzelne Userin beziehungsweise den einzelnen User bezogen ist es nicht schlimm. Global betrachtet sieht es deutlich anders aus. Für das Jahr 2022 geht das Marktforschungsunternehmen Statista davon aus, dass jeden Tag rund 333 Milliarden E-Mails versendet und empfangen werden. Im Jahr 2025 wird diese Zahl schätzungsweise auf 376 Milliarden angestiegen sein. Das Tragische daran ist, dass neben den wenigen tatsächlich relevanten Nachrichten vorwiegend Spam-Mails, Newsletter, Werbung von Online-Shops sowie Benachrichtigungen von sozialen Netzwerken versendet werden.

Die britische Tageszeitung The Guardian hat die Menge der Treibhausgas-Emissionen geschätzt, die durch E-Mails verursacht werden:

  • 0,3 Gramm CO2-Äquivalente pro Spam-Mail
  • bis zu 50 Gramm CO2-Äquivalente für eine umfassende E-Mail mit Anhang

Zudem gibt es zahlreiche im Ergebnis recht ähnliche Berechnungen: „Eine normale E-Mail ohne Anhang verursacht bereits etwa 10 Gramm Kohlenstoffdioxid, welches der Klimabilanz einer Plastiktüte entspricht“, so die Aussage des Verbraucherservice Bayern.

Wie kommt diese Berechnung zu Stande?

Für die Erstellung einer E-Mail wird ein Endgerät, meistens ein Computer, Tablet oder Handy, verwendet. Diese Geräte verbrauchen währenddessen Strom (die Energiekosten für Produktion, Handel und den Lieferweg bis zur/zum Verbrauchenden nicht eingerechnet). Beim Versenden wird die E-Mail nachfolgend über verschiedene Server übermittelt, um zur Empfängerin beziehungsweise zum Empfänger zu gelangen. Diese Server verbrauchen ebenfalls Strom – genauso wie die Kommunikation zwischen ihnen (das Wasser für die Kühlung rechne ich hier auch nicht mit). Die Empfängerin oder der Empfänger liest die E-Mail wiederum auf einem Endgerät, was ebenfalls Strom verbraucht.

Der wichtigste Punkt ist aber: In den allermeisten Fällen bleibt die E-Mail ungenutzt auf einem Server liegen und ist in dieser Form für stetigen Stromverbrauch verantwortlich. Die Umweltbelastung für die reine Bereitstellung von nicht (mehr) benötigten Daten wird als sogenannte ruhende Verschmutzung bezeichnet.

Nach der Verarbeitung erzeugt die Speicherung von Daten am meisten CO2-Emissionen. Es wird viel Energie verbraucht, diese Datenfriedhöfe am Leben zu erhalten. Und selbst wenn man E-Mails oder andere Daten löscht, verschwinden diese nicht sofort, sondern verbleiben als Backups auf den Servern oft viele Jahre und fressen Strom.

Auch wenn ein großer Teil des globalen E-Mail-Verkehrs auf Spam-Mails zurückzuführen ist, sind diese nur zu etwa einem Fünftel des CO2-Ausstoßes eines durchschnittlichen E-Mail-Kontos verantwortlich. Viele Spam-Nachrichten werden bereits vorab gefiltert, sofort gelöscht oder nie angeklickt. E-Mails mit „echten“ Inhalten verursachen in der Regel deutlich mehr Emissionen, da wir uns länger mit ihnen beschäftigen und da sie im Schnitt mehr Speicherplatz in Form von Anhängen belegen. Der jährliche E-Mail-Verkehr einer Business-Userin beziehungsweise eines Business-Users hat Schätzungen des Guardians zufolge einen ökologischen Fußabdruck von 135 Kilogramm CO2-Äquivalenten. Das entspricht dem Treibhausgas-Ausstoß eines durchschnittlichen Autos auf 320 Kilometern Strecke!

Im Vergleich zu einem klassischen Brief ist der ökologische Fußabdruck einer E-Mail um den Faktor 60 geringer. Aber: Die Anzahl der heute versendeten E-Mails ist wesentlich höher, übersteigt den ökologischen Einspareffekt deutlich und wirkt letztendlich sogar negativ auf die Umwelt, was als sogenannter Rebound-Effekt bezeichnet wird.

Würde beispielsweise jede oder jeder Erwachsene in Großbritannien täglich eine Dankes-E-Mail weniger verschicken, könne man jährlich mehr als 16.000 Tonnen Kohlendioxid (CO2) einsparen, meint der britische Energieversorger Ovo Energy. Pro Jahr entspräche dies einem CO2-Effekt von 80.000 Flügen von London nach Madrid oder dem Verzicht von 3300 Dieselautos.

In Summe liest sich das beeindruckend. Ob der Verzicht auf Höflichkeiten den entscheidenden Hebel zur Rettung des Klimas darstellt, muss jeder Mensch für sich selbst entscheiden.

Was kann ich also tun, um individuell einen Beitrag für das Klima zu leisten?

Es bieten sich folgende Möglichkeiten, die im Einzelnen keine große Wirkung erzielen, aber wenn jede/-r mit dem Bewusstsein um ihren/seinen persönlichen CO2-Fußabdruck handelt, wird ein spürbar positives Ergebnis verzeichnet werden können.

  • 1. E-Mails regelmäßig löschen – insbesondere Spam, Newsletter und große E-Mails, um die ruhende Verschmutzung zu reduzieren
  • 2. Datenaustauschplattformen nutzen, anstatt Anhänge zu versenden (Google Drive, Dropbox etc.), und falls das nicht funktioniert,
    • a. Fotos nicht in hoher Qualität versenden
    • b. Dateien komprimiert versenden (zum Beispiel als Zip)
  • 3. Die Anzahl der empfangenden Personen reduzieren
  • 4. Den Papierkorb leeren
  • 5. Spamfilter einrichten
  • 6. Nicht verwendete Newsletter und/oder nicht benötigte Werbung abbestellen
  • 7. Automatische Benachrichtigungen von sozialen Medien ausstellen (Facebook, Xing, LinkedIn etc.)

Und vor allem vielleicht auch öfter zum Telefon greifen und neben der Klärung von offenen Punkten sich für die Informationen bedanken, anstatt eine Dankes-E-Mail zu senden.

Übrigens: adesso hat sich mit oberster Priorität als Ziel gesetzt, den eigenen Footprint zu reduzieren. Wir möchten Energie ausschließlich aus regenerativen Quellen beschaffen, die Reisetätigkeit unserer Mitarbeitenden reduzieren sowie den CO2-Ausstoß unseres Fuhrparks senken. Mehr darüber erfahrt ihr in unserem adesso-Nachhaltigkeitsbericht.

Weitere spannende Themen aus der adesso-Welt findet ihr in unseren bisher erschienenen Blog-Beiträgen.

Bild Tobias  Dieter

Autor Tobias Dieter

Tobias Dieter ist seit 2022 für adesso als Managing Consultant in den Themenbereichen Informationssicherheit, IT-Service-Management und Datenschutz tätig. Einer seiner Arbeitsschwerpunkte besteht in der Konzeption und Durchführung von Security Awareness Kampagnen.

Kategorie:

Inside adesso

Schlagwörter:

Nachhaltigkeit

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