Bei unverändert guter Nachfrage nach den IT-Dienstleistungen von adesso über alle Branchen führte der starke Personalausbau vor allem im ersten Halbjahr zu Auslastungsverzögerungen, die trotz eines stark verbesserten zweiten Halbjahrs über das Gesamtjahr nicht mehr kompensiert werden konnten. Die dosiertere Dynamik beim Personalaufbau resultierte im zweiten Halbjahr in einer stark verbesserten EBITDA-Marge von 9,3 % nach nur 4,6 % im ersten Halbjahr 2023. Während die Anzahl der Mitarbeitenden, umgerechnet auf Vollzeitäquivalente, zum Jahresende um 18 % auf 9.512 gesteigert wurde, erfolgte der jahresdurchschnittliche Zuwachs mit 28 % überproportional zum Umsatz. Bei gleichzeitig auch inflationsbedingt um 32 % auf 773,2 Mio. EUR angestiegenen Personalkosten sorgte dies zusammen mit gegenüber dem starken Vorjahr schwächer als erwartet ausfallenden Lizenzerlösen und Mehraufwand aus zwei Festpeisprojekten zu einem EBITDA von 80,0 Mio. EUR (Vorjahr: 92,9 Mio. EUR).
Trotz einer schwierigen konjunkturellen Gesamtwirtschaftslage sieht der Vorstand die weiteren Wachstumsaussichten für die IT-Branche und entlang der anhaltenden Digitalisierungsnachfrage insbesondere für den adesso-Konzern positiv. 2024 wird mit weiterem Wachstum und bei verbesserter Profitabilität ein Anstieg des Ergebnisses erwartet. Demnach soll der Umsatz auf mehr als 1,25 Mrd. EUR und das EBITDA auf 110 bis 130 Mio. EUR gesteigert werden. Auf dieser Basis setzt der Vorstand die Ausschüttungspolitik der letzten Jahre unverändert fort und schlägt eine auf 0,70 EUR (Vorjahr: 0,65 EUR) erhöhte Dividende je Aktie für das Geschäftsjahr 2023 vor.
Während die deutsche Wirtschaftsleistung insgesamt 2023 leicht rückläufig war, verzeichneten die für adesso wichtigen Teilbereiche IT-Services und Software weiter starkes Wachstum, wenngleich die Dynamik gegenüber dem Vorjahr abgenommen hat. adesso profitiert dabei von einer anhaltend hohen Nachfrage nach den eigenen Digitalisierungsdienstleistungen über alle Kernbranchen hinweg. Getragen vom starken Mitarbeitendenwachstum konnte der Umsatz mit 26 % auf erstmalig über 1 Mrd. EUR gesteigert und die eigene Marktposition weiter ausgebaut werden. Im ersten Halbjahr wurden davon 546,3 Mio. EUR und im zweiten Halbjahr 2023 589,6 Mio. EUR erzielt. Mit 302,2 Mio. EUR war das Schlussquartal erneut das stärkste auf Gesamtjahressicht.
Nahezu alle Kernbranchen verzeichneten zweistellige Wachstumsraten beim Umsatz zwischen 17 % und 74 %. Lediglich die besonders konjunktursensitive Automobilbranche steigerte die Erlöse weniger dynamisch um 4 % gegenüber dem Vorjahr. Besonders stark fielen die Zuwächse in den noch vergleichsweise jungen Kernbranchen Retail (+61 %) und Utilities (+74 %) aus. Die Branche „Öffentliche Verwaltung“ (+22 %) ist wie im Vorjahr die umsatzstärkste. Die Umsätze mit dem öffentlichen Sektor, aber auch mit Versicherungen (+21 %) und im Bereich „Cross Industries” (+17 %) liegen 2023 jeweils oberhalb von 150 Mio. EUR. Die Branchen „Banken/Finanzdienstleister” und „Verarbeitendes Gewerbe” liefern Umsätze oberhalb von 100 Mio. EUR.
Die Internationalisierungsstrategie wurde im Geschäftsjahr unter anderem auch mit Akquisitionen in Italien und Indien als auch der Eröffnung eines Standorts im Vereinigten Königreich weiterverfolgt. Insbesondere der strategische Ausbau des Smartshore-Geschäfts um Offshore-Delivery-Kapazitäten wird auch im laufenden Geschäftsjahr im Fokus stehen. Die Umsätze mit Kunden im Ausland wurden 2023 weiter deutlich um 20 % gesteigert. Im Ausland beschäftigte adesso zum Jahresende 1.753 Mitarbeitende, das sind 25 % mehr als noch Ende 2022. Noch stärker konnten die Erlöse mit Kunden in Deutschland um 28 % gesteigert werden, sodass nunmehr 82 % der Erlöse im Inland erzielt wurden (Vorjahr: 81 %).
Das Segment IT-Services konnte den Umsatz auf Basis der anhaltend guten Nachfrage erneut stark um 28 % ausbauen. Das Segment IT-Solutions steigerte die Erlöse mit einem Plus von 7 %. Den größten Ergebnisbeitrag erzielte 2023 hier die adesso mobile solutions GmbH. Die adesso health solutions GmbH und die material.one AG weisen aufgrund von Investitionen in neue Produkte einen negativen Ergebnisbeitrag auf. Die adesso insurance solutions GmbH, als umsatzseitig bedeutendste Gesellschaft im IT-Solutions-Segment, konnte aufgrund von nicht ausreichenden Lizenzplatzierungen anders als in den Vorjahren ebenfalls keinen positiven Ergebnisbeitrag leisten.
Durch die um 32 % auf 773,2 Mio. EUR überproportional zum Umsatz gestiegenen Personalkosten als mit Abstand größte Kostenposition von adesso nahm das operative Ergebnis EBITDA konzernweit um 14 % auf 80,0 Mio. EUR ab. Die EBITDA-Marge liegt bei 7,0 %. Wenngleich das Vorjahr durch positive Effekte aus sukzessiven Unternehmenserwerben begünstigt war, wirkten sich neben den auch inflationsbedingt höheren Personalkosten vor allem die wachstumsbedingten Auslastungsverzögerungen, geringere Lizenzerlöse sowie Mehraufwände aus zwei Festpreisprojekten negativ auf die Profitabilität aus. In einzelnen Quartalen kamen weitere ergebnisbelastende Effekte hinzu. So wirkte sich im ersten Quartal ein überproportional hoher Krankenstand sowohl Umsatz- als auch ergebnisseitig negativ aus. Der Anfang des Jahres beobachtbaren Entwicklung hinsichtlich der Auslastungsquote und des inflationsbedingten Anstiegs der Personalaufwendungen wurde mit gezielten Maßnahmen entgegengewirkt. Neben Preisanpassungen bei Kundinnen und Kunden wurde vor allem ein dosierteres Recruiting umgesetzt, das seit Ende des zweiten Quartals in einer verbesserten Auslastung sichtbar wurde. Im dritten Quartal fielen Mehraufwendungen in zwei größeren Festpreisprojekten an, die dem positiven Ergebnistrend bei der Projektauslastung entgegenwirkten. Bei einem Anstieg der durchschnittlich beschäftigten Mitarbeitenden um 28 % stieg der Materialaufwand (hauptsächlich bedingt durch Fremdleistungen) unterproportional zum Umsatz und damit grundsätzlich margenverbessernd um 21 % auf 162,6 Mio. EUR. Der Rohertrag stieg leicht überproportional zum Umsatz um 27 % auf 773,2 Mio. EUR. Rechnerisch fiel der Rohertrag pro Mitarbeitenden von 110 TEUR im Vorjahr leicht auf 109 TEUR im Berichtsjahr. Die Personalkosten pro FTE stiegen nur moderat um 3 %.
Die Abschreibungen stiegen im Berichtszeitraum um 29 % auf 57,7 Mio. EUR. Wesentliche Treiber dieser Entwicklung sind die um 26 % erhöhten Abschreibungen auf Nutzungsrechte aus Leasing-Verhältnissen. Auch die Abschreibungen aus bei Unternehmenserwerben angesetzten immateriellen Vermögenswerten in Höhe von 9,5 Mio. EUR nach 7,3 Mio. EUR liegen mit 29 % deutlich über dem Vorjahr. Das Finanz- und Beteiligungsergebnis beträgt -10,1 Mio. EUR und liegt somit deutlich unter Vorjahresniveau (Vorjahr: -6,1 Mio. EUR). Wesentliche Treiber für diese Entwicklung sind die im Zusammenhang mit der Abbildung von Leasing-Verhältnissen verbundenen Zinsaufwendungen in Höhe von 3,2 Mio. EUR (Vorjahr: 2,3 Mio. EUR), aber vor allem die im Geschäftsjahr erfassten Finanzierungsaufwendungen aus der Aufnahme von Fremdkapital. Die allgemeine Zinsentwicklung führte bei einer gesteigerten Aufnahme von Fremdkapital zu einem entsprechenden Anstieg.
Die rechnerische Steuerquote beträgt 72 % (Vorjahr: 32 %). Der Anstieg in der Steuerquote begründet sich zum einen durch steuerlich nicht abziehbare Aufwendungen. Zum anderen wurden nicht auf alle im Geschäftsjahr entstandenen steuerlich vortragsfähigen Verluste aktive latente Steuern angesetzt. Beide Effekte fallen bei der rechnerischen Steuerquote bei einem niedrigen Vorsteuerergebnis stärker ins Gewicht. Insgesamt ergibt sich ein positives Konzernergebnis in Höhe von 3,4 Mio. EUR nach 28,8 Mio. EUR im Vorjahr. Das Ergebnis je Aktie beträgt 0,49 EUR nach 4,40 EUR im Vorjahr.
Das Working Capital beträgt zum Stichtag 176,5 Mio. EUR (Vorjahr: 166,1 Mio. EUR). Der Bedarf an der Vorfinanzierung des operativen Geschäfts ist somit gegenüber dem Vorjahr nur um 6 % und damit deutlich unterproportional zum Umsatz gestiegen. Diese positive Tendenz ist neben allgemeinen Anstrengungen zur Reduzierung des Vorfinanzierungsbedarfs mitunter auf das verbesserte Forderungsmanagement im Rahmen der Einführung des neuen ERP-Systems zurückzuführen. Die Nettoliquidität unter Abzug der finanziellen Verbindlichkeiten beträgt -48,4 Mio. EUR nach -15,6 Mio. EUR im Vorjahr. Im Schlussquartal hat sich die Nettoverschuldung gegenüber den ersten neun Monaten 2023 (-135,2 Mio. EUR) stark verbessert. Auch die Free-Cash-Flow-Entwicklung zeigt sich mit 14,2 Mio. EUR (Vorjahr: -9,7 Mio. EUR) positiv (FCF2 gemäß Definition der IFRS Foundation: CFO - Capex - Lease Repayments). Das Eigenkapital hat sich maßgeblich durch die Dividendenzahlung sowie die Abbildung von Verbindlichkeiten aus Call-/Put-Optionen in Zusammenhang mit verschiedenen Unternehmenserwerben von 215,2 Mio. EUR auf 207,8 Mio. EUR verringert. Die Eigenkapitalquote verringerte sich von 33 % im Vorjahr auf 26 %.
Auch für das Jahr 2024 und die kommenden Jahre erwartet adesso trotz der schwierigen konjunkturellen Gesamtwirtschaftslage einen weiter steigenden Bedarf an Digitalisierungsinitiativen quer durch alle Branchen. Für den Umsatz wird mit einer zweistelligen Wachstumsrate gerechnet. Der vornehmliche Wachstumsantrieb kommt dabei aus dem Segment IT-Services. Im Segment IT-Solutions belasten hingegen Investitionen in die Weiterentwicklung der Produktlandschaft das Ergebnispotenzial. Dies wird durch die positiven Aussichten im IT-Servicegeschäft überkompensiert. Demnach soll der Umsatz auf mehr als 1,25 Mrd. EUR und das EBITDA bei verbesserter Profitabilität auf 110 bis 130 Mio. EUR kräftig gesteigert werden.
Der vollständige Geschäftsbericht sowie eine tabellarische Mehrperiodenübersicht der wesentlichen Kennzahlen sind unter http://www.adesso-group.de/ unter dem Menüpunkt Investor Relations abrufbar.