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Es gibt viele Gründe für den Blick Richtung Cloud. So wollen viele Kunden alte Anwendungen in die Cloud migrieren, weil die on-premises Hardware veraltet ist. Andere Kunden wollen neue Projekte direkt in der Cloud starten, um von den modernen Technologien und den vielen Vorteilen zu profitieren. Oft müssen auch veraltete Anwendungen modernisiert werden, die dann ebenfalls mit möglichst geringem Anpassungsaufwand möglichst viel Cloud-Potenzial nutzen sollen.

Da die Gründe so vielfältig und die Wege so zahlreich sind, bedarf es eines durchdachten und ganzheitlichen Ansatzes. Denn nur wenn allen Beteiligten klar ist, warum der Weg in die Cloud beschritten werden soll, kann dieser auch beschritten und der Erfolg gemessen werden. Nur wenn die notwendigen Schritte bekannt sind, kann entschieden werden, wer was durch Eigenleistung und Schulungsbedarf oder durch externe Leistungen erbringen kann. Nur wenn eine agile Roadmap mit Weitblick und einer vernünftigen Budgetplanung erstellt wird, kann sich ein langfristiger Erfolg einstellen.

Um all diese Aspekte abzudecken, hat adesso ein agnostisches Vorgehensmodell entwickelt. Es basiert zum einen auf unseren langjährigen Erfahrungen mit unseren Kunden. Dabei befanden sich die Kunden immer an unterschiedlichen Stellen ihrer individuellen Journey, waren in allen Größenordnungen vertreten und kamen aus allen von uns betreuten Branchen. Regulatorische Umfelder und geplante Zertifizierungen hatten dabei ebenso einen Einfluss wie die jeweilige Unternehmenskultur. Zum anderen berücksichtigt das Vorgehensmodell die Adoption Frameworks der drei großen Hyperscaler (Azure, AWS, GCP) und deren Best Practices. Das Modell wird regelmäßig mit den Empfehlungen der Hyperscaler abgeglichen und durch die zahlreichen adesso-Mitarbeitenden gepflegt und erweitert.

Die folgende Grafik zeigt das adesso-Vorgehensmodell für die Cloud-Adaption:

Das Vorgehensmodell gliedert sich in die drei Workstreams Strategy, Environment und Workloads. Jeder Workstream besteht aus einer Folge von zusammenhängenden Schritten, die ein Teilziel der Adaption erfüllen. Je nach Zielbild des Kunden, Position in der Cloud Journey und technischen Gegebenheiten empfehlen wir alle, nur einige oder nur Teile der Schritte des Vorgehensmodells zu durchlaufen. Die Workstreams beeinflussen sich gegenseitig, daher sollte mit dem Workstream Strategy zuerst begonnen werden. Die beiden anderen Workstreams beginnen jeweils leicht zeitversetzt und laufen dann parallel.

Workstream Strategy

Der Workstream Strategy erarbeitet die Zielsetzung, definiert die Rahmenbedingungen und trifft alle relevanten Entscheidungen. Viele dieser Themen können im Laufe der Cloud-Adaption bearbeitet werden, um ein agiles Vorgehen zu ermöglichen.

Im ersten Schritt geht es um die Vision. Diese muss zu Beginn definiert werden, da sie alle weiteren Schritte beeinflusst. Ist das Ziel bekannt, können die folgenden Schritte darauf ausgerichtet und der Erfolg daran gemessen werden. Wollen Kunden beispielsweise in die Cloud, um den Betrieb zu entlasten, wird bei der Migration und Modernisierung auf die Nutzung höherwertiger Dienste und Automatisierung geachtet. Unterstützt ein System diese Ziele nicht, muss es ersetzt und darf nicht in die Cloud verlagert werden.

Der zweite Schritt ist die Definition des Operating Models, was nicht nur die Entscheidung über den reinen Betrieb bedeutet. Dazu gehören auch die Fragen, wann welche Clouds angebunden werden und wie eine ganzheitliche Security aussieht. Oft werden zu Beginn bestimmte Cloud Services ausgeschlossen oder bevorzugt, weil noch Erfahrungswerte fehlen. Diese Informationen beeinflussen dann wieder die Migrationsstrategie, da eben nicht alle Services genutzt werden können, obwohl sie vielleicht den besten Fit darstellen.

Nach der Definition des Betriebsziels wird mit Cloud Enabling die Lieferfähigkeit sichergestellt. Es wird geprüft, was der Kunde selbst leisten will und kann und wo Schulungsbedarf besteht. Für einige Aufgaben kann es sinnvoll sein, Unterstützung von Dienstleistern einzukaufen, wobei die Leistungen dann auch schrittweise vom Kunden selbst übernommen werden können. Oft ist es notwendig, ein bestehendes Toolset zu modernisieren oder zu ersetzen, um beispielsweise Metriken aus der Cloud zu integrieren.

Läuft der Betrieb reibungslos, sollten Schritte zur Operational Excellence folgen. Dies kann die Übernahme weiterer Aufgaben oder das Onboarding weiterer Services sein. Die gesammelten Erfahrungen können nun auch die Strategie weiter schärfen und Themen wie FinOps einbeziehen.

Workstream Environment

Der Workstream Environment befasst sich sowohl mit der bestehenden Altumgebung des Kunden als auch mit der zukünftigen Cloud-Umgebung. Er hat einen technischen Fokus und profitiert stark von Tools und Skripten.

Discovery ist der erste Schritt in diesem Workstream. Hier wird die bestehende Landschaft vermessen und auf ihre technische Cloud-Fähigkeit untersucht. Die Strategie sollte hier bereits festgelegt haben, ob alle Anwendungen im Fokus stehen oder nur einzelne Bereiche oder technische Cluster. In diesem Schritt kommen die Tools der jeweiligen Hyperscaler zum Einsatz und zusätzliche Tools anderer Anbieter, um das Bild zu vervollständigen. Das Ergebnis ist eine Aufnahme der Landschaft mit einer technischen Einschätzung der Cloud-Readiness der gefundenen Anwendungen.

Um Anwendungen nicht unstrukturiert und unkontrolliert in die Cloud zu bringen, muss dort ein Rahmen geschaffen werden, in den die Anwendungen eingebettet werden. Dies sind die Cloud Foundation und die Landing Zones. Beide werden im Schritt Foundation und Landingzone Design entworfen. Eine Cloud Foundation enthält dabei Strukturen, die für alle Anwendungen relevant sind, beispielsweise Connectivity, Policy, Monitoring etc. Die Landing Zones enthalten später die konkreten Workloads. Sie können spezifisch sein, eine Landing Zone für SAP unterscheidet sich also von Landing Zones für Container. Abhängig von den vorgefundenen oder durch die Strategie definierten Applikationen werden die ersten Landing Zones entworfen.

Beim Foundation und Landingzone Setup werden beide entsprechend implementiert. In der Regel geschieht dies durch Infrastructure-as-Code, wobei Bausteine des Hyperscalers und eigene verwendet werden. Einige Kunden haben bereits entsprechende Strukturen aufgebaut, dann gilt es, diese mit dem Design abzugleichen und eventuelle Migrationsprojekte zu starten, um die Strukturen in einen konformen Zustand zu bringen.

Abschließend sollten Prozesse und Verantwortlichkeiten geschaffen werden, die eine nachhaltige Verbesserung des Cloud Managements ermöglichen. Dazu gehören zum Beispiel das bereits erwähnte Kostenmanagement, aber auch die Auswertung von Security Findings und Tool-Analysen. Aus diesen Ergebnissen müssen regelmäßig Tätigkeiten folgen, die nach und nach, auch durch Automatisierung, zu einer immer besseren Cloud-Umgebung führen.

Workstream Workload

Der Workstream Workload konzentriert sich auf die Anwendungen und ihre zukünftige Ausrichtung. Dabei wird sowohl jede einzelne Anwendung als auch eine Roadmap mit mehreren Anwendungen betrachtet und entsprechend ihrer zukünftigen Bestimmung transformiert.

Die technischen Daten aus dem Schritt Discovery werden nun im Assessment durch fachliche Bewertungen ergänzt. Technische Daten enthalten keine Informationen über das Potenzial einer Anwendung und identifizieren keine Pain Points. Außerdem können sie keine Strategie oder betriebliche Einschränkungen berücksichtigen. Daher werden in der Assessmentphase Informationen gesammelt, die ein vollständiges Bild der Anwendung ergeben.

Hat das Assessment ein hohes Potenzial für eine Anwendung ergeben, sollte im Schritt Conception und Roadmap ein Modernisierungskonzept erstellt werden. Es enthält die Schritte zur Umgestaltung der Software, um die Pain Points zu beseitigen und die Vorteile der Cloud zu nutzen. Sind solche Modernisierungen nicht notwendig oder möglich, sollten Migrationskonzepte erstellt werden. Das Spektrum reicht dabei von einfachen Lift&Shift-Migrationen bis hin zur Nutzung höherwertiger Dienste. Handelt es sich um eine homogene Landschaft, kann auch ein generelles Migrationskonzept erstellt werden, das für alle Anwendungen gültig ist.

Die einzelnen Migrationen, Konzepte oder Transformationsprojekte müssen je nach Ressourcen und Strategie in eine Umsetzungsreihenfolge - die Roadmap - gebracht werden. Sie kann sich über mehrere Jahre erstrecken, gliedert sich in Wellen von Aufgaben und hat in der weiteren Zukunft eine gewisse Unschärfe. Sie bildet die Grundlage für eine langfristige Planung.

Diese Roadmap wird im Schritt Migration und Modernizationg abgearbeitet. Die Abarbeitung erfolgt in definierten Wellen. Je nach Ressourcen und Anforderungen können die Wellen parallel oder auch in Abhängigkeit voneinander ablaufen. Häufig erwarten Kunden in den ersten Wellen eine starke Unterstützung, um Erfahrungen zu sammeln und wollen die späteren Wellen alleine umsetzen. Je nach Unternehmensstruktur können mehrere Teams an Migrationen beteiligt sein, zum Beispiel Application Management, IT-Betrieb, Sicherheit, Fachanwender etc. Eine genaue Abstimmung der Beteiligten ist ebenso wichtig wie geeignete Testfälle und eine Hypercare-Phase.

Da häufig Anwendungen via Lift&Shift in die Cloud migriert werden oder weniger Metriken in der on-premises Umgebung bekannt waren, besteht auch nach der Migration noch viel Potential, die Vorteile der Cloud zu nutzen. Diese Verbesserung wird im Schritt App Optimization umgesetzt. Nach der Migration kann das richtige Sizing besser bestimmt oder sogar eine automatische Skalierung konfiguriert werden. Auch Backup, Patching und Kostenkontrolle werden nach der Migration häufig modernisiert, um den Betrieb zu erleichtern. Bei einigen Anwendungen kann auch eine softwaretechnische Optimierung sinnvoll sein, beispielsweise indem die Anwendung schrittweise in Microservices zerlegt wird. Die Optimierungsschritte sollten immer zur Strategie beitragen, kein Selbstzweck sein und vor allem nicht vergessen werden.

Fazit

Das Vorgehensmodell hilft, bekannte und unbekannte Stolpersteine zu identifizieren und enthält Best Practices für einen schnellen und nachhaltigen Erfolg. Dabei ist es wichtig, nicht nur auf die technischen Gegebenheiten einzugehen, sondern auch die Journey und die Strategie des Kunden zu berücksichtigen. Nur eine individuell angepasste Roadmap, die Leitplanken für die einzelnen Schritte bietet, führt zum gewünschten Erfolg.

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Bild Thomas Zühlke

Autor Thomas Zühlke

Thomas Zühlke ist Cloud-Architekt bei der adesso SE mit fast 20 Jahren Berufserfahrung, davon die letzten 8 Jahre ausschließlich im Cloud-Umfeld. Er berät Kunden bei der Adaption der Azure Cloud, erstellt Roadmaps, Migrationsstrategien und Modernisierungskonzepte. Trotz der überwiegend konzeptionellen Arbeit ist er immer wieder begeistert von der technischen Umsetzung der konzipierten Lösungen.

Kategorie:

Methodik

Schlagwörter:

Cloud

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