30. September 2022 von Jonas Schnorrenberg
Mobbing am Arbeitsplatz
In einigen Unternehmen ist Mobbing ein ständiger Alltagsbegleiter – dabei spielt die Arbeit eine große Rolle in unserem Leben. Wir verbringen einen Großteil unseres Tages am Arbeitsplatz und in vielen Ländern wird man in der Gesellschaft durch seinen Job definiert.
Die Opfer sind oft ein Leben lang von den Folgen des Mobbings gezeichnet. Die Außenstehenden, die nicht aktiv am Mobbing beteiligt sind, gucken meist aus Hilflosigkeit weg. Es ist daher von hoher Wichtigkeit, für das Thema Mobbing zu sensibilisieren und zu zeigen, wie Opfern sowie Täterinnen und Tätern zu helfen ist.
Definition
Der Begriff des Mobbings wird je nach wissenschaftlichem Hintergrund unterschiedlich definiert. Um Mobbing greifbarer zu machen, verfasste der schwedische Psychologe Heinz Leymann die operationale Definition und unterteilte bestimmte Mobbinghandlungen, die über ein halbes Jahr oder länger mindestens einmal pro Woche vorkommen, in fünf Kategorien ein. Grundlage dafür waren rund 300 Interviews mit Betroffenen. Damit legte er das Fundament der deutschen Mobbingforschung.
1. Angriffe auf die Möglichkeit, sich mitzuteilen
Die Handlungen kommen oft in hierarchischen Strukturen vor, in denen die Kommunikation von oben herab manipuliert werden kann. Als beispielhaft kann hier das Unterbrechen in Gesprächen durch Kolleginnen, Kollegen oder Vorgesetzte genannt werden.
2. Angriffe auf die sozialen Beziehungen
Das Opfer wird aus der Gesellschaft ausgegrenzt oder isoliert – zum Beispiel durch eine Versetzung in ein anderes Büro fernab von den Kolleginnen und Kollegen.
3. Angriffe auf das soziale Ansehen
Durch Lästereien, Beleidigungen und Entmündigungen wird die soziale Stellung des Opfers in der Gesellschaft herabgesetzt.
4. Angriffe auf die Qualität der Berufs- und Lebenssituation
Die Kompetenz des Opfers wird nicht gewürdigt und es wird entweder überfordert oder unterfordert.
5. Angriffe auf die Gesundheit
Zum Beispiel körperliche Gewalttaten wie sexuelle Handgreiflichkeiten oder körperliche Misshandlungen, aber auch wirtschaftliche Folgen.
Der Verlauf - Mobbing verläuft grob in vier Phasen:
In der ersten Phase kommt es zu Konflikten, einzelnen Unverschämtheiten und Gemeinheiten zwischen zwei Parteien. Diese Handlungen sind typisch für die menschliche Lebensweise und in gewissen Maß positiv für die Entwicklung der Beziehung zweier Parteien. Ein Konflikt allein ist noch kein Mobbing, dafür fehlt die Wiederkehrbarkeit. Konflikte sind aber der Grundstein eines jeden Mobbings. Zwar führt nicht jeder Konflikt automatisch zur nächsten Phase und zum Mobbing, dennoch sollten Konflikte möglichst zeitnah gelöst werden.
Die zweite Phase beschreibt den Übergang zu Mobbing und Psychoterror. Die Gründe dafür sind vielfältig. Ein Hauptgrund ist, dass niemand eingreift und die Konflikte geduldet oder ignoriert werden.
Ein Konflikt kann auch direkt in die dritte Phase übergehen, welche die Rechtsbrüche durch Über- und Fehlgriffe beschreibt. In dieser Phase greifen Externe wie Vorgesetzte oder die Personalabteilung in das Geschehen ein. Die Handlungsmöglichkeiten sind jedoch oft beschränkt. Häufig bleiben nur noch Versetzungen oder Ausschlüsse, da es einfacher ist, das Opfer aus der Gruppe zu entfernen. Dies ist jedoch gerade in der Arbeitswelt durch das Arbeitsrecht kaum umsetzbar, weswegen dem Opfer oft nahegelegt wird, selbst zu kündigen.
Die vierte und letzte Phase umfasst den Ausschluss aus der Arbeitswelt. Einerseits kann dieser durch Zwang, anderseits durch Aussichtslosigkeit geschehen.
Die Folgen
Mobbing hat einerseits direkte Folgen, andererseits auch Folgen, die gegebenenfalls erst später ersichtlich sind. Zu den direkten Folgen gehören unter anderem vermehrte Krankschreibungen durch die psychische Belastung, Kündigungen sowie physische Verletzungen. All diese Punkte haben auch Auswirkungen auf die Arbeitgeber. Das Betriebsklima sinkt, es kommt zu einer erhöhten Fluktuation und es entstehen zusätzliche finanzielle Kosten.
Studien zeigen, dass Mobbingopfer meist unter psychischen Problemen wie Depressionen, Schlafstörungen oder Angstzuständen leiden. Die psychische Belastung kann wiederum zu physischen Erkrankungen führen. Forscherinnen und Forscher fanden heraus, dass emotionale Schädigungen zu einer Kraftminderung des Herzens und damit zu Herzinfarkten führen können. Dies wird als Broken-Heart-Syndrom bezeichnet. Besonders Frauen sind von diesem Syndrom betroffen. Ferner wird verstärkt zu Alkohol, Tabletten und Drogen gegriffen, was bis zu Suizidgedanken führen kann.
Strategien zur Intervention und Prävention
Die Gegenmaßnahmen müssen stets an das jeweilige Umfeld angepasst werden. Das frühzeitige Setzen von Grenzen gegenüber der Täterin oder dem Täter verhindert meist schon eine Eskalation. Es ist hilfreich, sich zu entspannen und sich der Situation bewusst zu werden. Eine Woche Urlaub kann schon dabei helfen, Situationen zu entkräften. Wichtig ist es, mit anderen über die Probleme zu sprechen. Im Zweifelsfall mit der oder dem Vorgesetzten oder dem Betriebsrat. Ebenfalls wird ein Gespräch mit der Täterin oder dem Täter unter Moderation einer oder eines Dritten empfohlen.
Als Arbeitgeber muss man ein aktives Konfliktmanagement betreiben. Probleme und Auffälligkeiten sollten sofort angesprochen werden. Besonders wichtig ist eine offene Unternehmenskultur, in der über diverse Themen gesprochen werden kann. Dabei können Gespräche mit Mitarbeitenden oder ein einfaches Gespräch in der Kaffeepause genutzt werden, um nach dem persönlichen Wohlbefinden zu fragen.
Fazit
Alles in allem ist festzuhalten, dass Mobbing sehr vielseitig ist und sich stets weiterentwickelt. Jede und jeder hat in ihrem bzw. seinem Umfeld Betroffene oder ist gegebenenfalls persönlich betroffen. Selbst indirekt Beteiligte haben einen Einfluss auf das Mobbing. Es ist wichtig, stets die Augen offen zu halten und nicht wegzuschauen. Ob Opfer oder Täterin bzw. Täter, beide benötigen die notwendige Aufmerksamkeit, denn Mobbing geht uns alle an!
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