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Wie Menschen IT-Transformationen in der deutschen Versicherungsbranche prägen

Stellt Euch vor eine Versicherungsgesellschaft entscheidet sich, ihre gesamte IT-Landschaft zu modernisieren. Die Technologie ist bereit, die Pläne sind ausgearbeitet, und dennoch stößt das Projekt auf unerwartete Hindernisse. Der Grund? Nein, dieses Mal nicht die schlechte Vorbereitungsphase. Der menschliche Faktor. In diesem Blog-Beitrag beleuchte ich die menschlichen Aspekte von IT-Transformationen im deutschen Versicherungswesen und zeige, warum sie oft den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg bedeuten.

In Versicherungsgesellschaften in Deutschland arbeiten Menschen aus einer Vielzahl von Fachrichtungen und mit unterschiedlichen Kompetenzen. Diese Vielfalt umfasst Versicherungskaufleute, IT-Fachkräfte, Rechtsberatende und viele weitere Berufsgruppen. Zudem sind Mitarbeitende aus verschiedenen Altersgruppen vertreten, die jeweils unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen mitbringen. Einige sind technologisch sehr aufgeschlossen, während andere ein tiefes Verständnis für die traditionellen Aspekte der Branche haben. Für Unternehmen ist es wichtig, diese Vielfalt zu erkennen und zu nutzen, um eine integrative Kultur zu fördern, die Innovation unterstützt und allen Mitarbeitenden Entwicklungsmöglichkeiten bietet.

Menschen im Mittelpunkt von Veränderung

Bei IT-Transformationen im Versicherungswesen stehen nicht nur technische Herausforderungen im Vordergrund. Vielmehr sind es die Menschen hinter der Technik, die über den Erfolg entscheiden. Ihr solltet Euch im Klaren darüber sein, dass:

  • Widerstand gegen Veränderungen,
  • Angst vor dem Unbekannten und
  • mangelnde Kommunikation

häufige Stolpersteine sind.

Der Widerstand gegen Veränderungen und die Angst vor dem Unbekannten sind tief in der menschlichen Psyche verankert. Diese Reaktionen haben sowohl psychologische als auch biologische Ursachen und sind Teil unserer natürlichen Überlebensstrategie. In der Arbeitswelt manifestieren sich diese Ängste oft in Form von Skepsis oder Ablehnung gegenüber neuen Prozessen, Technologien oder Strukturen. Aus meiner Erfahrung sind die Top-drei-Gründe für diese Widerstände:

  • Die Verlustangst: Mitarbeitende könnten befürchten, ihren Job zu verlieren oder an Status und Einfluss einzubüßen.
  • Die Ungewissheit: Veränderungen führen zu Unklarheit über die Zukunft, was Angst und Stress auslösen kann.
  • Die Gewohnheit: Veränderungen stören etablierte Routinen und erfordern Anpassung und Lernen.

Überwindung von Widerständen

Eine der größten Herausforderungen ist der natürliche Widerstand gegen Veränderungen. Effektives Change Management und kontinuierliche Kommunikation sind essenziell, um Bedenken zu adressieren und die Mitarbeitenden auf die Reise der Transformation mitzunehmen. Persönlich habe ich vieles probiert, von Visualisierung bis zum „Fake it ´till you make it“, aber die effektivsten Ansätze für mich waren:

  • Informationsvermittlung und Transparenz: Klare und umfassende Informationen über bevorstehende Veränderungen reduzieren Angst.
  • Partizipation und Einbeziehung: Mitarbeitende in den Veränderungsprozess einzubeziehen, stärkt das Gefühl der Kontrolle und reduziert Angst.
  • Kleine Schritte: Große Veränderungen in kleinere, überschaubare Schritte aufzuteilen, reduziert das Gefühl der Überforderung.

Die Rolle der Führungskräfte

Führungskräfte spielen eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der Zukunft. Sie müssen eine klare Vision vermitteln und als Vorbilder für neue Arbeitsweisen dienen. Ihre Aufgabe ist es, eine Kultur der Offenheit und des Lernens zu fördern, die für den Erfolg von IT-Transformationen unerlässlich ist. In der Versicherungsbranche liegt der Fokus dabei häufig auf digitaler Transformation, Nachhaltigkeit, digitaler Innovation und der Einführung agiler Arbeitsmethoden. Durch ihre Vision und ihr Engagement betonen Führungskräfte die Bedeutung von Innovation und technologischer Entwicklung für den langfristigen Erfolg ihrer Unternehmen.

Kompetenzen für die Zukunft entwickeln

Die Digitalisierung verändert die Anforderungen an die Mitarbeitenden in der Versicherungsbranche grundlegend. Lebenslanges Lernen und die kontinuierliche Entwicklung digitaler Kompetenzen sind unverzichtbar. Investitionen in Weiterbildung und Qualifizierung zeigen nicht nur den Mitarbeitenden Wertschätzung, sondern sichern auch die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens. Das duale Ausbildungssystem in Deutschland kombiniert theoretische Ausbildung mit praktischer Erfahrung und wird ständig aktualisiert, um neue Technologien und Zukunftskompetenzen zu integrieren.

Eine Kultur des Wandels schaffen

Letztendlich erfordern IT-Transformationen eine Anpassung der Unternehmenskultur. Eine Kultur, die Innovationen begrüßt, Experimente ermutigt und aus Fehlern lernt, ist der Schlüssel zum Erfolg. Mein Vorschlag und sogar Appell an Unternehmen, um diesen Übergang erfolgreich zu gestalten ist, folgenden Strategien zu folgen:

  • Führungskräfte als Vorbilder: Wandel beginnt an der Spitze mit Offenheit und Flexibilität.
  • Kommunikation und Transparenz: Offene Kommunikation über die Notwendigkeit des Wandels reduziert Unsicherheiten.
  • Partizipative Kultur fördern: Mitarbeitende in den Veränderungsprozess einzubeziehen, steigert das Engagement.
  • Schulung und Weiterbildung: Investitionen in Schulungen bereiten Mitarbeitende auf neue Anforderungen vor.
  • Agile Arbeitsmethoden und Mindset einführen: Methoden wie Scrum oder Kanban fördern Flexibilität und kontinuierliche Verbesserung.
  • Erfolge feiern und aus Fehlern lernen: Anerkennung von Erfolgen und Lernen aus Fehlern stärkt Motivation.
  • Eine Vision für die Zukunft schaffen: Eine klare und inspirierende Vision hilft, den Sinn hinter dem Wandel zu verstehen.
  • Unterstützende Strukturen schaffen: Die organisatorische Struktur sollte den Wandel unterstützen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der menschliche Faktor in IT-Transformationen im Versicherungswesen in Deutschland nicht unterschätzt werden darf. Es sind die Menschen, die diese Veränderungen vorantreiben, umsetzen und letztendlich leben. Eine erfolgreiche Transformation erfordert daher mehr als nur technologische Innovationen; sie erfordert einen Wandel in Denkweisen, Fähigkeiten und Unternehmenskulturen. Die Zukunft gehört denjenigen, die diesen menschlichen Aspekt erkennen und ihn in den Mittelpunkt ihrer Transformationsstrategie stellen.

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Bild Arabela Stanescu

Autorin Arabela Stanescu

Arabela Stanescu ist seit mehreren Jahren als IT-Beraterin für die Versicherungsbranche tätig. Ihr Arbeitsschwerpunkt liegt in der Begleitung von IT-Transformationsprojekten, mit einem besonderen Fokus auf Management und digitale Bildung. Darüber hinaus ist Sie als Dozentin für authentische Leadership Kompetenzen in der Versicherungswirtschaft aktiv.

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