Menschen von oben fotografiert, die an einem Tisch sitzen.

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Die digitale Transformation wälzt auch die Gesundheitsbranche um. Gerade in den Versorgungs- und Geschäftsprozessen der Krankenhäuser und Kliniken gibt es viel Potenzial, mit geeigneten Technologien ehemals analoge Abläufe zu optimieren – oder digital ganz neu zu denken. Das will die Politik vorantreiben und hat Anforderungen an die Krankenhäuser gestellt. Bis 2025 müssen Kliniken ihre digitale Reife nachweisen. Mit einem cleveren Einsatz der Digitalisierung sollen sie ihre Versorgungsprozesse verbessern, Patientensicherheit, -nutzen und -komfort erhöhen und Abläufe effizienter gestalten. Sonst drohen Abschlagszahlungen. Das besagt das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG), das am 29. Oktober 2020 in Kraft getreten ist. In diesen Tagen definieren die Kliniken den Unterstützungsbedarf aus dem Krankenhauszukunftsfond. Darin liegen also große Chancen für die Kliniken, aber sie stehen auch vor Herausforderungen.

Die m.Doc GmbH ist Anbieter der Smart Health Plattform, mit der die Patientenversorgung digital unterstützt wird. Diese erfüllt beispielsweise den Fördertatbestand 2 des KHZG (§ 19 KHSFV Absatz 1 Satz 1 Nr. 2 KHSFV). Sie bietet zudem smarte Lösungen an, wie unter anderem m.Doc Smart Clinic und m.Doc Smart Practice. Ihr Gründer und Geschäftsführer Admir Kulin spricht in der Interview-Serie „Admir Kulin fragt…“ mit Protagonisten für die digitale Transformation und Innovation der stationären Patientenversorgung – auch über das KHZG hinaus!

Stefan Riedel im Interview über das Krankenhauszukunftsgesetz

Admir Kulin hat mit Stefan Riedel, Mitglied des Vorstands der adesso SE, ein Gespräch im Rahmen seiner Interviewreihe zum KHZG geführt. Stefan Riedel führt als Vorstand den Geschäftsbereich Insurance und ist zudem verantwortlich für die adesso-Töchter adesso insurance solutions GmbH und adesso experience GmbH. Im Gespräch geht es um verschiedene Aspekte rund um das Krankenhauszukunftsgesetz: Von der Patienten-Experience, über das schwierige Thema Datenschutz, bis hin zur Einbindung der Abrechnungsinstitutionen in die digitalen Prozesse der Kliniken. Im Folgenden könnt ihr einen Auszug lesen:

Admir Kulin: Wie beurteilen Sie die Chancen des KHZG für die deutsche Klinikwelt?

Stefan Riedel: Ich glaube, die Chancen sind gewaltig. Das Gesundheitswesen ist ein maximal beanspruchtes Ökosystem, dem in Sachen Digitalisierung eigentlich „nur“ die Initialzündung gefehlt hat. Wie auch andere Unternehmen müssen Kliniken immer wieder auf’s Neue abwägen, wie sie ihre Anforderungen bedienen. – Durch die in Pandemie sind Akzeptanz und Bedarf massiv gestiegen. Das KHZG eröffnet sogar den „Luxus“, vereinzelte Prozesse neu zu denken und in die Umsetzung zu bringen. Am Ende wird aber klassisches Investorenverhalten in einem eng regulierten System gefordert und gefördert. Es wird nicht einfach Geld in eine Organisation gegeben, in der Hoffnung, dass damit etwas Sinnvolles umgesetzt wird, sondern das Ziel, das mit der Investition erreicht werden soll, wird in den verschiedenen Fördertatbeständen bereits klar beschrieben: Im Mittelpunkt steht der Prozess der Patientenversorgung und ihre Sicherheit. Nicht zuletzt sind 15% der Förderbeträge in IT-Sicherheit, wie auch adesso diese anbietet, zu investieren.

Admir Kulin: Ist die Digitalisierung im Rahmen des KHZG eine Chance, den Patienten und seine „Experience“ im Krankenhaus wieder ganzheitlich zu betrachten?

Stefan Riedel: Wir wissen ja, dass die interdisziplinäre und intersektorale Betrachtung eines Patienten entscheidend für den Erfolg moderner Therapien ist. Und dafür ist eine treffsichere, zielgerichtete, auf Daten basierende Kommunikation essentiell. Zudem haben Digitalisierungsprojekte immer auch eine starke Automatisierungs-Komponente. Prozesse können durchgängig, ohne Medienbrüche wo immer sinnvoll automatisch und schneller abgearbeitet werden. Wenn es also gelingt, Behandlungen mit moderner Kommunikationstechnik „vom Patienten aus“ zu ergänzen, dann kann ich in meiner jeweiligen Rolle – sei es als Arzt/ Ärztin, als Verwaltungsangestellte(r), als Pflegekraft – die Patienten und Patientinnen natürlich ganz anders unterstützen. Man darf die Experience nicht als Entertainment-Faktor missinterpretierten. Es geht um eine optimale Versorgung, die den Häusern auch aus streng wirtschaftlichen Gesichtspunkten einen Mehrwert bietet. Insofern denke ich, dass das KHZG auch unter diesem Aspekt eine große Chance ist.

Admir Kulin: Was aber doch nur funktioniert, wenn Daten auch genutzt werden können. Bremst der Datenschutz im Gesundheitswesen diese Nutzung derzeit nicht eher aus?

Stefan Riedel: Ich denke, wir müssen Datenschutz entmystifizieren. Hier gibt es viele Ängste und Unwissenheit. Es muss klar sein, wo die Daten liegen – idealerweise in der Rechtssphäre der EU – und dass diese Daten im schlimmsten Fall gehackt werden können. Aber auch auf einem Blatt Papier niedergeschrieben in der eigenen oder der Schreibtischschublade des Arztes kann im Zweifel ein unbefugter Dritter darauf zugreifen. Diesem kann ich mit einem intelligenten Consent-Management begegnen, was auch die Datenerhebung zu Forschungszwecken behandeln kann: Der Patient willigt zweckgebunden ein und kann dies auch jederzeit differenziert widerrufen. Denn, was außerdem wichtig zu betonen ist: Die Vitaldaten von Stefan Riedel sind einzeln betrachtet meistens völlig irrelevant. Vor allem anonymisiert als ein Datenpunkt von vielen haben Sie einen medizinischen Mehrwert und können künftig helfen, eventuell Krankheiten zu heilen oder Therapien zu verbessern. Wenn diese Aspekte klar sind, sollte jeder Bürger souverän über seine Daten verfügen und sie im Zweifel auch spenden können – und genau das ist aktuell ja auch gesetzlich angedacht.

adesso berät Krankenhäuser und Kliniken zu den Anforderungen des KHZG

Die Politik hat aber nicht nur das Gesetz erlassen, sondern will die Einrichtungen auch finanziell fördern – wenn bestimmte Kriterien und Fördertatbestände erfüllt werden. Dafür können Krankenhäuser einen Antrag stellen.

Kliniken müssen heute also den Spagat zwischen den politischen Fördertatbeständen und ihrem tatsächlichen Bedarf schaffen. Die Gefahr besteht für sie darin, belanglose Nischenprodukte und Software-Lösungen zu kaufen, die weder nachhaltig sind, noch auf eine Harmonisierung mit ihrer IT-Landschaft einzahlen. Um das zu verhindern, berät adesso die Krankenhäuser und Kliniken, wie sie den Spagat am besten schaffen und die Stellen identifizieren, an denen digitale Lösungen wirklich einen langfristigen Mehrwert bringen.

Wir haben dafür den sogenannten KHZG-Readiness-Check entwickelt. Wenn wir diesen Check für eine Klinik durchführen, erhalten die Ansprechpersonen einen Überblick über den Ist-Zustand ihrer IT-Landschaft und über die Optimierungs- und Digitalisierungspotentiale entlang des KHZG. Wir skizzieren Investitionen und Anpassungen zum geforderten Soll-Zustand in einem konkreten Maßnahmenkatalog, wie von den gesetzlichen Assessments bewertet.

Ich freue mich auch über eine direkte Kontaktaufnahme: thorsten.hagemann@adesso.de

Bild Thorsten  Hagemann

Autor Dr. Thorsten Hagemann

Thorsten Hagemann ist Senior Business Developer in der Line of Business Health bei adesso.

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