Menschen von oben fotografiert, die an einem Tisch sitzen.

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Diversität, Barrierefreiheit und Inklusion – große Begrifflichkeiten, die uns heute beinahe täglich über den Weg laufen. Grund genug, einen Rück- und Ausblick auf die Inklusionsambitionen innerhalb der IT-Industrie zu werfen.

Die aktuellen Bestrebungen vieler Unternehmungen, Inklusion, Diversität und den barrierefreien Zugang zur täglichen Arbeitswelt zu gewährleisten, vermehren sich zunehmend. Berufsgruppen, die sich diesen Themen verpflichtet fühlen, erfuhren bis zum Jahr 2020, im Vergleich zu 2015, ein weltweites Wachstum von teils über 100 Prozent, wie in der Darstellung anhand einer LinkedIn-Data-Auswertung gezeigt:

Wir reden über Diversität, widmen uns verstärkt eigenen Inklusionsbemühungen und setzen uns ambitionierte Ziele – beispielsweise eine bestimmte Frauenquote in Führungspositionen zu erreichen –, doch die Frage nach dem „Wie“ stellt viele vor Herausforderungen.

Inklusion gehört innerhalb der Firmenphilosophie top-down vorgelebt. Ohne die notwendige Unterstützung und das aktive Vorleben einer Strategie wird diese nicht erfolgreich durchzuführen sein. Die Bemühungen des aktuellen Microsoft-CEOs Satya Nadellas zur Entwicklung einer Kultur der Barrierefreiheit sind beispielhaft und greifen über den gesamten Globus. Wie sollte es auch anders sein als stolzer Vater eines Sohnes mit geistigem Handicap? Vorbildlich steht er dafür ein, aus seinem persönlichen Schicksal eine Chance für möglichst viele Microsoft-Anwender zu erschaffen.

Die aktuelle Lage – von ersten positiven Entwicklungen, persönlichen Erfahrungen und gesetzlichen Regelungen

Ein Blick auf die aktuelle Ist-Situation unseres Kundensegmentes innerhalb der DACH-Region zeigt allerdings deutlich, dass die barrierefreie Entwicklung von Anwendungen immer noch eher die Seltenheit als unsere gelebte Norm darstellt.

Das muss so nicht sein, denn in Rekordzeit fallen Barrieren in der Nutzung von Technologie und werden durch hilfestellende Services ersetzt. So bietet beispielsweise Microsofts PowerPoint heute die Möglichkeit, Präsentationen mit einem Live-Untertitel des gesprochenen Wortes zu ergänzen. Dieses Feature kann man sowohl für Präsentationen vor einem anderssprachigen Auditorium als auch für die barrierefreie Präsentation vor Hörgeschädigten optimal einsetzen. Die Live-Untertitelung steht mit einer Auswahl aus 60 unterschiedlichen Sprachen heute schon zur Verfügung.

Alle Office-Apps von Microsoft arbeiten zudem mit einer inkludierten Sprachausgabe, die es Menschen mit Sehbehinderungen ermöglicht, Software uneingeschränkt zu nutzen und somit aktiv am Arbeitsleben teilzuhaben.

Dennoch weiß ich aus persönlicher Erfahrung, wie schwer es sich für Menschen mit Handicaps jeder Art gestaltet, ein selbstbestimmtes und finanziell unabhängiges Leben zu führen. In meinem familiären Umkreis gibt es einen herzlichen, warmherzigen und immer positiv gestimmten Mann, der an einer geistigen Behinderung leidet. Leider ist ihm ein selbstständiges und unabhängiges Leben verwehrt geblieben. Zeitlebens hat dieser Verwandte gearbeitet, in einer Werkstätte für Menschen mit Behinderungen, also unter seinesgleichen und eben nicht in einer Arbeitsumgebung, die Menschen mit und ohne Handicap gleichermaßen berücksichtigt. In einem „gemischten“ Umfeld ist das Team immer nur so stark wie ihr schwächstes Glied, man lernt voneinander und wächst als Gemeinschaft an der Bewältigung von alltäglichen Problemen über sich hinaus. Heute ist mein Angehöriger 64 Jahre alt – zu spät, um sein Leben gänzlich umzukrempeln und die die Lebensqualität verbessernden Vorteile aus den aktuellen Bewegungen und Ambitionen des Umdenkens in unserer Gesellschaft vollumfänglich nutzen zu können.

Dieses persönliche Beispiel steht im direkten Gegensatz zu den gesetzlichen Regelungen. Laut Grundgesetzt darf niemand wegen seiner Behinderung, egal welchen Ausmaßes, benachteiligt werden (Artikel 3, Absatz 3, Satz 2).

Unterstrichen wird dieses Grundgesetz durch die eindeutige Definition von „Barrierefreiheit“, die 2006 in der UN-Behindertenkommission niedergeschrieben wurde und seit Mai 2008 in Kraft getreten ist. Die genaue Definition des Begriffs soll sicherstellen, dass „[…] Menschen mit Behinderungen den gleichberechtigten Zugang […] zu Transportmitteln, Information und Kommunikation, […] sowie zu anderen Einrichtungen und Diensten, die der Öffentlichkeit […].“ haben.

Wie sieht die Realität aus?

Dass die Realität jedoch anders aussieht, können wir erahnen, wenn wir uns bei dem Spaziergang durch die Straßen einer Großstadt, einem Restaurantbesuch oder bei der Nutzung des ÖPNV in die Lage eines gehandicapten Menschen versetzen.

Private und öffentlich-rechtliche Arbeitgeber, die über mindestens 20 Arbeitsplätze verfügen, haben auf wenigstens fünf Prozent der Arbeitsplätze schwerbehinderte Menschen zu beschäftigen, siehe § 154 Absatz 1 SGB IX. Bei einer Schwerbehindertenquote von 9,5 Prozent (das entspricht rund 7,9 Millionen Menschen in Deutschland) im Jahr 2019 finden sich lediglich 57 Prozent der 15- bis 64-Jährigen im aktiven Berufsalltag wieder. Dem gegenüber steht eine Beschäftigungsquote von 82 Prozent bei der Gruppe der Nichtbehinderten.

Gründe hierfür sind unter anderem im Bereich der schulischen Bildungsdifferenzen vorzufinden. So hatten laut Statistischem Bundesamt 2019 16 Prozent der 25- bis 44-jährigen Menschen mit Behinderung keinen Schulabschluss. Bei Nichtbehinderten betrug die Quote lediglich vier Prozent.

Inklusion am Beispiel Microsoft

Microsofts ambitionierte Bemühungen zur Schaffung einer barrierefreien Zukunft steigern sich stetig und das Unternehmen bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten, Menschen mit Handicaps optimal in unserer Gesellschaft zu inkludieren. Ein außerordentliches Beispiel hierfür ist die App „Seeing AI“. Dank dieser App haben Menschen mit visuellem Handicap die Möglichkeit, sich ihre Umwelt in Form eines hörbaren Erlebnisses erklären zu lassen. Gefühle und Aktivitäten von umstehenden Menschen werden erfasst und per Sprachausgabe dem nicht sehenden Menschen mitgeteilt, Geldscheine auf dem Weg der Barzahlung erkannt und sprachlich verifiziert oder ganze Texte per Sprachausgabe wiedergegeben. Produktinformationen können per erklärender sprachlicher Ausgabe „eingesehen“ werden. Dieser kostenfreie Service ist verfügbar in Deutsch, Französisch, Italienisch, Japanisch, Niederländisch, Spanisch und Türkisch, auch im App Store.

Die Integration von KI in Hilfstechnologien bildet Microsofts Grundlage für eine barrierefreie Umwelt, was 2018 mit der Schaffung eines 25-Millionen-Dollar-Programms unterstrichen wurde. Ziel dieses Programms ist es, die Entwicklung assistierender Technologien voranzutreiben.

Unterstützende Produkte und Services werden in sechs Sparten eingeordnet, hier gibt es eine unterstützende Service-Empfehlung und Tipps für jedes denkbare Handicap:

  • 1. Vision: barrierefreie Tools und Funktionen für blinde, farbenblinde oder sehbehinderte Menschen
  • 2. Hören: unterstützende Funktionen für Hörgeschädigte, Schwerhörige oder Taube
  • 3. Neurodiversität: Tools für Menschen mit Legasthenie, Anfällen, Autismus oder anderen kognitiven Einschränkungen
  • 4. Lernen: Anwendungen für Menschen mit Lernschwierigkeiten
  • 5. Mobilität: eine ganze Produktreihe für Menschen mit Arthritis, Tetraplegie, Rückenmarksverletzungen und anderen Mobilitätsproblemen
  • 6. Psychische Gesundheit: unterstützende Technologien für Menschen mit bipolaren Störungen, Angstzuständen, PTBS, Depressionen oder ADHS
„Wir müssen dazu übergehen, Barrierefreiheit als Qualitätsstandard für ein modernes Land zu begreifen.“
Jürgen Dusel, Behindertenbeauftragter der Bunderegierung

Für meine Recherchen aus dem praktischen Alltag hatte ich das große Glück, Franziska Sgoff und Hans-Walter Untch von Microsoft als Interviewpartner gewinnen zu können. Franzi ist seit ihrer Geburt blind. Bereits in der Schulzeit nutzte sie unterstützende Technologien und konnte die Vorteile einer gemischten Schulumgebung für sich nutzen. Heute ist sie Customer-Success-Managerin bei Microsoft und widmet sich schwerpunkttechnisch und branchenübergreifend den Themen Diversität und Inklusion.

Aber wie bewältigt sie ihren beruflichen Alltag bei Microsoft, einem der größten IT-Unternehmen weltweit, wie war ihr Lebensweg bisher und wie unterscheidet sich ihr Alltag eigentlich von dem nicht gehandicapter Kollegen? All diese Dinge hat Franzi, staatlich anerkannte Fremdsprachenkorrespondentin, mir sehr offen beantwortet und mir einen ausführlichen Einblick in ihren beruflichen Alltag gewährt.

Ihre Träume und Zukunftswünsche unterscheiden sich nicht von denen der sehenden Menschen. Als Kind wollte sie Psychologin oder Autorin werden. Beide Ziele hat sie mit ihrer positiven Art und außergewöhnlichen Willensstärke bereits erreicht. Mit einem offenen Ohr und ihrer unvoreingenommenen Weltansicht hat sie als Hobbypsychologin stets einen wertvollen Tipp für ihre Freunde. 2019 wurde ihr erstes Jugendbuch „Wozu braucht man Jungs?“ veröffentlicht. Beeindruckende Meilensteine, die verdeutlichen, dass gefühlte Grenzen im Ausbau der eigenen Entwicklung viel zu oft nur reine „Kopfsache“ sind. Hürden sind überwindbar, wenn man es nur will.

Zu ihrem Job bei Microsoft kam Franzi 2017 in der S-Bahn nach München. Offen antwortete sie auf die neugierigen Fragen ihrer Sitznachbarin, die sich dafür interessierte, wie sie mit ihrem Smartphone umgeht. Dass sie hierbei eine Microsoft-Zuhörerin hatte, war ein unerwarteter Zufall und Wink des Schicksals. Die damalige Microsoft-Accessibility-Managerin war selbst gehörlos und der Bedarf an Mitarbeitenden im Accessibility-Bereich stieg zunehmend.

Angefangen hat alles mit einer Praktikantenstelle als Business-Programm-Managerin und hier als Mitglied eines Customer-Success-Education-Teams. In dieser Position bewertete Franzi die entwickelten Anwendungen aus Nutzersicht hinsichtlich ihrer Barrierefreiheit. Nach Beendigung ihres Praktikums riss der Kontakt zu ihrem damaligen Team allerdings nie gänzlich ab.

Sie besuchte weiterhin Veranstaltungen und hielt Vorträge, die Inklusion und Barrierefreiheit betreffend. Am internationalen Tag der Menschen mit Behinderungen, dem 3. Dezember 2019, kurz nach Veröffentlichung ihres ersten Buches, ermöglichte Microsoft ihr daher eine exklusive Lesung im Dunkeln.

Diese außergewöhnliche Veranstaltung brachte Franzi im Jahre 2020 - zuerst befristet, als Business Program Managerin im Customer Success Education Team - zurück zu Microsoft. Einige Stationen weiter ist sie seit Oktober festes Mitglied der Customer Success Unit und treibt nun ihre persönlichen Herzensthemen wie Barrierefreiheit und Inklusion stetig voran. Sie hatte als Kind den Wunsch, sich einer sozialen Berufung zu widmen, in der IT-Branche fühlt sie sich mit diesem Wunsch gut aufgehoben.

Mit einem großartigen Team an ihrer Seite, das sich in jeder Lage verständnisvoll für etwaige Probleme, wie eine längere Bearbeitungszeit von Arbeitsaufträge, zeigt, ist es für Franzi ein Leichtes, die Arbeitsbälle in der Luft zu jonglieren. Dass bei Menschen mit einem Sinn weniger die übrigen umso besser ausgeprägt sind, zeigt sie eindrucksvoll in der Nutzung der Sprachausgabe von beispielsweise Webseiten. Ihr Wiedergabe-Tempo ist für Menschen mit allen fünf Sinnen geistig kaum zu verarbeiten. Sprachausgabe, Diktierfunktionen, oftmals gepaart mit der Nutzung einer Braille-Zeile, ermöglichen Franzi eine aktive und vollumfängliche Teilhabe am Arbeitsalltag.

Hans-Walter ist technischer Berater für Windows-Client-Technologien und versteht das Treiben von Inklusion und Barrierefreiheit als seine persönliche Berufung. Im Bereich der Kundenberatung zeigt Hans-Walter geduldig und mit außergewöhnlichem Engagement die unzähligen Möglichkeiten zur Schaffung eines barrierefreien Arbeitsplatzes auf: In Windows integrierte Vergrößerungsoptionen, individuelle Möglichkeiten zur Einstellung von Kontraststärken oder der Ausschluss bestimmter Farben sind nur einige der unzähligen Optionen, seinen Windows-Arbeitsplatz individuell einzurichten. Eye Control (ein Feature, über das man den Computer mit seinen Augen steuern kann) ermöglicht seit Windows 10 beeinträchtigten Nutzern das intuitive Bedienen des PCs. Zusätzliche Hardware, wie beispielsweise eine Braille-Zeile, eine spezielle Brille für die Nutzung von Eye Control und vieles mehr, ist einfach über die Grundeinstellungen hinzuzufügen und wird im Hintergrund ohne Aufwand für den Anwender installiert.

Was von Hans-Walter und Franzi an dieser Stelle deutlich unterstrichen wird, ist, dass es sich bei allen erwähnten Hilfseinstellungen um Windows-integrierte Bordmittel handelt. Weitere finanzielle Anschaffungen wie spezielle Software oder Anwendungen entfallen für den Arbeitgeber bei der barrierefreien Ausrichtung eines Windows-Arbeitsplatzes.

Die Möglichkeiten der digitalen Integration mit Windows und Microsoft 365

In nachfolgendem Screenshot von den optionalen Grundeinstellungsmöglichkeiten lässt sich erahnen, welche vielfältigen Möglichkeiten der individuellen Konfiguration Windows 11 demnach von Haus aus mitbringt:

Die zuvor beschriebenen Möglichkeiten zielen auf die technischen Möglichkeiten einer barrierefreien Arbeitsumgebung ab. Jeder Mitarbeitende kann zusätzlich einen großen Anteil zu einer erfolgreichen Inklusionsstrategie beitragen. So ist es ein Leichtes, Bilder in Beiträgen mit einer aussagekräftigen Bildbeschreibung zu versehen. Microsofts PowerPoint stellt jedem Nutzer eine Live-Untertitelung zur Verfügung. Der Vortrag kann also in der Vortragssprache für Nichthörende untertitelt werden oder aber in eine andere Sprache direkt und live übersetzt werden. Hierbei berücksichtigt Microsoft aktuell 60 Sprachen.

Zusätzlich erleichtert man es anderen, dem Vortrag zu folgen, indem Aufzählungen mit unterschiedlichen geometrischen Formen und verschiedenen Farben dargestellt werden. Zugegebenermaßen sträubt sich die Gestalterin in mir auch, auf diesen Stilbruch in Präsentationen zu setzen, aber wenn es darum geht, einer möglichst breiten Masse die Informationen leicht erfassbar zur Verfügung zu stellen, sollte doch das eigene Empfinden in den Hintergrund rücken. Franziska Sgoff gibt an dieser Stelle die Empfehlung, Dokumente, neue Programmierungen oder Präsentationen von Anfang an mit dem Blick auf die Barrierefreiheit zu erstellen, eine nachträgliche Bearbeitung sei weitaus aufwendiger und zeitintensiver.

In nahezu jeder Microsoft-Office-365-App ist der Barriere-Check inkludiert. Die Prüfung der Dokumente erfolgt wie die allseits beliebte Rechtschreibprüfung, nur eben mit Hinweisen zu nicht barrierefreien Teilen des Dokuments:

Windows und Microsoft 365 bieten also eine Vielzahl an Möglichkeiten, die digitale Integration voranzutreiben, aber auch dafür zu sorgen, mit den Kollegen, auch während der pandemischen Lage, in Verbindung zu bleiben.

Business. People. Technology. – Kerngeschäftsprozesse optimieren durch gezielten Einsatz moderner IT

Moderne und nachhaltige IT bedeutet für adesso gleichermaßen, die Zugänglichkeit von Technologien allen bereitzustellen. Die Recherchen, vor allem aber der ausgiebige Austausch mit Franzi und Hans-Walter haben mich nachhaltig geprägt und inspiriert. Für meine täglichen Arbeitsabläufe und Bereitstellungen verschiedenster Dokumente werde ich in Zukunft die Barrierefreiheit berücksichtigen und umsetzen.

Die Line of Business Microsoft von adesso pflegt eine besondere Beziehung zu Microsoft, was durch unseren Managed-Partner-Status, den wir im Juli dieses Jahres erhalten haben, unterstrichen wird.

Gerne gehen wir mit euch den Weg zur Schaffung einer barrierefreien Arbeitsumgebung und unterstützen euch hierbei.

Sprecht uns einfach an.

Ihr möchtet gern mehr über spannende Themen aus der adesso-Welt erfahren? Dann werft auch einen Blick in unsere bisher erschienenen Blog-Beiträge.

Bild Nicole Prohaska

Autor Nicole Prohaska

Nicole Prohaska als Partner Managerin in der Line of Business Microsoft bei adesso tätig.

Kategorie:

Inside adesso

Schlagwörter:

Microsoft

Inklusion

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